16.01.2000, Williams Family Ranch - Propangaskampf und Ausritt
 

Morgens um 6:30 Uhr Feuerarlarm. Oder doch nicht? Grandpa Roy hatte Frühstück gemacht, Enkel Rob sollte nämlich früh zu einem Ritt aufbrechen. Statt ihn weckte er mich mit dem Lärm, den eine riesige Triangel am Ranchhaus machte. 
Nach einer Katzenwäsche mit kaltem Wasser (Rob II hatte die Propangasflasche für die Warmwasserbereitung immer noch nicht aufgefüllt) fand ich mich denn auch zum Gebet am Frühstückstisch ein. Der Tagesplan wurde besprochen.
Rob II ging auf diesen Traditionsritt, wo sich nur Männer irgendwo trafen, Onkel Doby und Grandpa hatten am Haus zu tun - und ich frei. 
Also nahm ich erstmal allen Mut (und viel Schmackes) zusammen, um mir selbst zu helfen - eine warme Dusche mußte her und im Ranchhaus wollte ich sie nicht nehmen, weil Grandpa und Doby direkt vor dem sehr durchsichtigen Fenster arbeiteten. Mit etwas rumprobieren schaffte ich es, die Propangasflasche von dem Warmwasserbereiter zu lösen. Dann trug ich sie, als würde ich in meinem Leben nie etwas anderes machen, zu einem dieser Propangastanks und schloß sie dort auf gut Glück an. Es zischte wie verrückt, auch nachdem ich das Füllventil wieder geschlossen hatte, also zog ich mich zwanzig Meter zurück und wartete bei einer Zigarette ab, was passieren würde. Nichts. Unter Zischen und Fauchen löste ich die Flasche und brachte sie zurück zum Gästehaus. Das Anschließen an den Warmwasserbereiter war ja noch einfach. Ventil öffnen. Tja. Das war ja nun Gas - musste das nicht auch irgendwo angezündet werden? Nach einigem rumhantieren fand ich etwas, was so aussah, als könnte man ein Streichholz dranhalten. Nichts. Am Ventil der Propangasflasche war ein kleines Rädchen, wenn man es drehte, zischte Luft heraus, kein Gas. Ich kam auf die glorreiche Idee, dass die Propanglasflasche vielleicht entlüftet werden müsste, und ließ es zischen. Half nichts. Schließlich gab ich es auf und holte statt dessen warmes Wasser aus der Küche. Generationen vor mir haben es geschafft, sich mit einer Schüssel Wasser und einem Waschlappen zu waschen - warum also nicht auch ich?
Doby erklärte mir abends, dass es tatsächlich an der Entlüftung der Propangasflasche lag. Nun denn - ich lasse mir die ganze Prozedur wohl doch besser mal zeigen, beim Auffüllen hätte nämlich auch etwas entlüftet werden müssen - sonst kann so eine Flasche platzen ...

 

Frisch "geduscht" kam ich zurück ins Ranchhaus, wo Grandpa und Doby gerade ein Päuschen machten. 
Ich überlegte, gegen Mittag nach Wickenburg zu fahren, um 1:00 Uhr würde dort ein Rodeo stattfinden - angeblich jeden Sonntag Mittag. Die Idee vergaß ich aber sofort, als Grandpa mir anbot, ein Pferd zu satteln und ein bisserl die Gegend zu erkunden. Na - das war doch was! Alleine!
Ich machte mir Twister fertig und startete gegen viertel nach elf gen Süden - quer durch die Berge. Zunächst ziellos, dann mit dem Vorhaben, die kleinere Mine zu erreichen, die ich vor zwei Tagen gesehen, aber nicht besucht hatte. Ich schaffte es tatsächlich, machte dort ein Päuschen mit Besichtigungstour (eigentlich sah es dort genauso aus wie bei der "Monte Christo Mine") und ritt dann auf dem Holperweg, den ich sonst mit dem Wagen zur Ranch fuhr, zurück. Kurz vor der Ranch schlenkerte ich noch mal ostwärts und umritt den kleinen Berg, der neben der Ranch liegt, und kam am Hassayampa entlang wieder zur Ranch zurück. Dreieinhalb Stunden Spazierritt - das war genau das, was ich gebraucht hatte!
Nach einem Kaffee und ein paar Sandwiches begann ich wieder, im Garten zu arbeiten und bereitete dann das Gästehaus auf die Ankunft des neuen Gastes vor, der am späten Nachmittag eintraf. Charly aus New Mexico, ein knapp 40jähriger Aussteiger, ehemaliger Programmierer und Autor von Computerbüchern, der jetzt versucht, Romane zu schreiben und ansonsten ein ungebundenes Leben führt. So erzählt er zumindest. Mal schaun, wie wir uns vertragen. Grandpa stellt mich als Gast vor. Langsam frage ich mich, ob er meine Hilfe eigentlich wirklich braucht - kochen tut er selbst (wahrscheinlich hat Rob II ihm von meinen French Toasts erzählt ...), als Begleitung für Ausritte des Gastes werde ich wohl auch kaum gebraucht, wenn sogar ich alleine raus darf, - was denn nu?
Ich werde mich mal überraschen lassen und bis dahin meine Zeit hier genießen.

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Last Update: 01/2000 
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