04.02.2000, Sierra Vista, Arizona - Rund um die Welt
 

Heutige Reiseroute: *auweia*
Insgesamt ca. 410 Meilen (über 650 km) weit hangelte ich mich von Ziel zu Ziel. Erstes Ziel war dann (zuletzt ungewollt) tatsächliches Ziel, nämlich Sierra Vista.
Planung war: Quer durch Mexico zum Grenzübergang Nogales (das ist der Punkt zwischen der blauen und der roten Straße unterhalb Tucson), von dort über Nebenstraßen nach Sierra Vista. Unterwegs vielleicht ein Ranch-Besuch in Patago. 
Nach einer reichlich unruhigen Nacht (ich glaube, die Mexikaner schlafen nie, sie stehen die ganze Nacht auf der Straße und unterhalten sich lautstark) wollte ich um halb neun meinen Schlüssel an der Rezeption abgeben, um meine 10 Dollar Pfand dafür zurückzubekommen. Keiner da. Ein Zimmermädchen kam und meinte, ich solle eine viertel Stunde warten. Hm. Wieder so eine mexikanische Abzocke? Erst Pfand kassieren und dann verkrümeln, wenn es um die Wiedergabe ging? 
Ich besorgte mir einen Kaffee in einem Mini Mart - danach war tatsächlich jemand da, um den Schlüssel entgegenzunehmen. Ein letzter Blick auf das Meer - startklar!
Ich bog kurz hinter Puerto Penasco nach Osten ab. Die Straße war ein Witz - sie wellte sich auf und ab, alle fünfhundert Meter eine sehr tiefe Welle für Flash Floods, riesige Löcher in der rubbeligen Asphaltoberfläche. 
In Ermangelung eines Autoradios entwickelte ich einen Mexiko-Song: "hui-ui" (für die Bodenwellen), "kawummmm" (für die Löcher), "uuuups-huiiii" (für die Flash-Flood-Dips). Na denn: "hui-ui kawumm kawumm hui-ui uuuuups-huiiii kawumm hui-ui kawumm ...."
Nach ca. fünfzig Kilometern durch einsame Wüste, kein Haus, kein Tier, kaum mal ein Auto, aber viel Sand und vertrocknete Büsche - ein Gebäude! Mitten auf der Straße?!
"Mexican customers must stop here" stand da auf einem Schild. Ich fühlte mich nicht als "Mexican Customer" und war etwas überrascht, dass ich trotzdem angehalten wurde.
"Juu niet ä pörmöss fo tze car", meinte der Mexikaner in netter Uniform zu mir. Eine Permiss? Permission? Watt? Wie, wo, was und warum überhaupt so ne dämliche Frage mitten in der Wüste?
Was auch immer oder wie auch immer - ich hätte mir in Sonoyta, wo ich von den USA nach Mexico eingereist war, irgendeine permission besorgen müssen, die an die Autoscheibe gekletscht wird - eine Permission for my car. Wozu? Keine Ahnung. Und warum ich ausgerechnet hier, mitten im Nirgendwo, auf so eine Art innermexikanischen Grenzpunkt stieß - auch keine Ahnung. Fakt war: ich durfte nicht weiter. Also den ganzen Weg zurück.
Statt Mexiko-Song vertrieb ich mir nun die Zeit mit so einer Art "Real-Videospiel". Es gibt dieses Spiel, wo man sich auf einer Straße fortbewegt und Hindernissen nach rechts oder links ausweichen muss. Jeder Hit ein Lebens-Verlust. Die Hindernisse waren die Schlaglöcher, mein Truck eine Katze - die haben bekanntlich sieben Leben. Ich verbrauchte ca. 8 Katzen, bis ich zurück in Puerto Penasco war.
10.00 Uhr. Erneut startklar. Da ich offensichtlich nicht durch Mexico hindurch fahren konnte, blieb mir nichts anderes übrig, als bis Why, Arizona, zurückzufahren, da dort die erste Möglichkeit war, wieder östlich abzubiegen.
Die Grenze in die USA zu überqueren war fast wie ein "coming home".
In Why machte ich einen Tankstop und erledigte ein paar Telefonanrufe. Unter anderem hatte ich Rob No. 1 kurz an der Strippe, ich wollte ihn fragen, ob es einen Trick für das Autoradio gab. Ich erzählte kurz, dass ich gerade aus Mexiko käme und weiter in Richtung Tucson fahren würde, dann brach die Verbindung ab.
Ein alter Mann hatte offensichtlich sehr gut zugehört, was ich am Telefon sagte, und sprach mich an: "You didn't like Mexico?"
Ich erklärte, dass ich aus Deutschland käme und den Anblick der Wüste etc. nicht gewöhnt sei - ich war mir nicht sicher, ob er nicht vielleicht beleidigt gewesen wäre, wenn ich gesagt hätte, das Land sei mir zu dreckig.
"And you're going to Tucson?" bohrte er weiter. Der hatte wirklich sehr gut zugehört!
Ich bejahte. Er meinte, es gäbe ein großes Rodeo in Sells - das sei direkt auf dem Weg nach Tucson. Ach ja? Ich besorgte mir einen Kaffee, holte eine Karte aus meinem Truck und setzte mich zu dem alten Mann, damit er mir zeigen konnte, wo Sells liegt. Er zeigte mir den Ort und noch weitere Plätze, die er als sehenswert bezeichnete.
Ein großes Indianerrodeo mit Kirmes und Verkauf von Krimskrams in Sells - das war doch wieder ein Ziel wert!
Ich bedankte mich und fuhr Richtung Sells.

Das Rodeo. 
3 $ für Parken. 4 $ Eintritt. 1,50 $ Corn Dog. 
Unzählige native Fressbuden, drei oder vier Buden mit Tinnef, eine Kirmes mit allen möglichen Arten von Wurfbuden und einigen Selbstmord-Menschen-durch-die-Gegend-schüttel-Fahrattraktionen, eine Rodeoarena, in der gerade Bullriding für Kinder stattfand - auf etwas kleineren Stieren.
Die Kirmes war ein Durchwandern, das Kinder-Bullriding einige Lacher wert - das wars dann. Um zwei endete das Rodeo, erst abends um sechs sollte es mit Roping weitergehen.

Kleines Cowgirl - sie schaffte die acht Sekunden leider nicht:

Kleiner Cowboy - er saß sogar nach den acht Sekunden noch auf dem Stier:

Kleiner Pechvogel - sein Stier wollte erst gar nicht aus der Startbox heraus und brach dann zusammen, sobald sich das Tor öffnete:

Ich machte mich auf, um die vier Stunden bis zum Roping damit zu verbringen, ein Motel zu suchen.
Sells: Keine Motels. Also 37 Meilen weiter nach Three Points. Keine Motels. Der nächste Ort (22 Meilen) war Tucson. Dort ein Motel suchen und dann ca. 90 km zurück zum Rodeo? Ich vergaß das Rodeo und beschloß statt dessen in Tucson abzusteigen und dann Marie anzurufen, um ihr vielleicht einen kurzen Besuch abzustatten.
Ich fuhr also zielstrebig (und inkonsequent) ein Motel 6 an, weil ich dringend eine Waschmaschine brauchte. Keine Zimmer mehr frei - um halb fünf schon! In Tucson fand eine große Gartenausstellung statt - Hotelzimmer waren alle ausgebucht. 
Der nächste größere Ort war Benson in östlicher Richtung. Also fuhr ich 45 Meilen nach Benson. Keine Hotelzimmer frei, weil in Tucson eine Ausstellung war ...
Der nächste größere Ort war Sierra Vista in südlicher Richtung. Diesmal rief ich vorher an und reservierte mir ein Zimmer im dortigen Motel 6, bevor ich die weiteren 25 Meilen auf mich nahm.
Und da bin ich also - am geplanten Ziel meiner heutigen Etappe ...

Ich rief Marie an, da ich ihr ja gesagt hatte, dass ich diese Woche in Tucson sei und mich melden würde. Leider hätten meine Pläne sich fast stündlich geändert, aber ich würde sicherlich mal wieder in Tucson vorbeikommen, morgen wollte ich aber erstmal nach Wickenburg zurück. Sie sagte, dass keiner auf der Ranch sein würde, Rob II wäre in Kingman, um ein Feuer zu löschen. Macht nichts, meinte ich - ich wollte sowieso Bescheid sagen, dass er nicht extra zum füttern der Pferde zur Ranch kommen bräuchte, da ich am Sonntag- und Montagmorgen dort sein würde.
Nun denn - kurzfristige Planung fürs Wochenende ist also: Samstag vormittag Tombstone besichtigen, dann back to Wickenburg, auf der Ranch übernachten, am Sonntag das Wickenburg-Rodeo besichtigen, zurück zur Ranch, Montagmorgen Pferde versorgen, und dann? Mal schaun ...


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