16.05.2000, Williams Family Ranch, Arizona - Ranch life
 

5 Uhr 45 - Zeit zum Aufstehen. Das Ranchleben wurde von den Sonnenauf- und untergangszeiten bestimmt, während ich im März noch fast bis sieben Uhr schlafen konnte, war jetzt Treffen zum Kaffee und füttern der Pferde schon für sechs Uhr angesagt. Eigentlich unsinnig, denn wir quatschten bei Kaffee bis sieben, fütterten dann die Pferde und frühstückten bis fast neun Uhr. Mit etwas weniger Unterhaltung und mehr Arbeitswut hätten wir also locker bis acht Uhr schlafen können, um gegen neun aufzubrechen, um die Pferde für einen Ausritt fertig zu machen. Aber so war es herrlich gemütich, wenn Roy am Wochenende käme würde sich das sowieso ändern, er konnte seine Leute gut zur Arbeit antreiben ...
Mit Carrol hatte ich am Vorabend schon abgesprochen, dass ich mit Günter noch mal im Korral arbeiten und ihn dann zu einem kleinen Ausritt mitnehmen würde. Er machte sich Switch fertig, einen kleinen, kräftigen Wallach, und ich sattelte mir Do Good. Dann gingen wir in einen großen Korral und ritten ein wenig herum. Switch war um einiges einfacher zu leiten als Do Good, so dass Günter diesmal ziemlich schnell gut mit ihm zurecht kam. Überhaupt saß er für einen "Anfänger" bemerkenswert gut auf dem Pferd. Auch die Zügel machten ihm keine Probleme mehr, im Gegenteil - ich hatte noch nie einen anderen Gast, und schon gar keinen englisch-reitenden, gesehen, der dem Pferd so schön die Zügel hingab und nicht im Gebiß hing. Nach einer viertel Stunde fiel mir auch nichts mehr ein, was ich ihm noch im Korral beibringen könnte, also ritten wir zum Ranchhaus hoch, um uns mit Wasser zu versorgen und brachen dann zu einem Ausritt auf.
Wir gingen die "Hauptstraße" entlang zu einigen alten, verfallenen Häusern, in denen Geologen gelebt und die Gesteinspoben ihrer Probebohrungen aufbewahrt hatten.


Von dort aus machten wir eine Runde um ein paar Berge herum, bis wir die "Hauptstraße" wieder erreichten und zurück zur Ranch kamen. Günter hielt sich hervorragend, bis auf einige Klagen über schmerzenden Sitzknochen machte er alles locker mit. Entweder er war ein Lügner und ritt schon länger als er sagte, oder er war ein Naturtalent - ich hatte nichts zu bemäkeln.

Nach einem leichten Lunch (Sandwiches) begann ich, einige kleinere Reparaturen an meinem Pick up zu machen. Eine Auspuffbefestigung fehlte, die ich wieder anschrauben musste, und im Fahrerhaus fehlten einige Schrauben, die ich mir dreist aus einem der Schrottwagen hinter der Ranch herausdrehte und meinen Pick up vermachte. Der notwendige Austausch des Klopf-weiß-nicht-was-Schalters am Motor brachte mich zur Verzweiflung; an dem alten Schalter hing ein Draht, von dem ich nicht wußte, wie ich ihn lösen sollte. Schließlich kam Danny mir zur Hilfe und legte sich unter den Truck. Das Kabel bekam er los, aber als er den Klopf-weiß-nicht-was-Schalter losdrehte, begann Kühlflüssigkeit auszulaufen - wie Sergio mir ja auch gesagt hatte. Was mir Sergio nicht gesagt hatte war: es würde alle Kühlflüssigkeit auslaufen, nicht nur aus dem Radiator, sondern aus dem gesamten Motorblock. Ich sagte Danny, er solle bitte alles wieder festdrehen - wenn Sergio mich in der Beziehung für Dumm hatte verkaufen wollen, dann sollte er es gefälligst machen. Ich hatte keine Lust, den ganzen Kühler zu leeren. Ich musste sowieso noch mal hin, um die Keilriemen auswechseln zu lassen.
Danach zeigte mir Danny eine Stunde lang seine Steinesammlung (nicht seine Briefmarkensammlung! ;-)) ), er hatte einige interessante und sehr hübsche Felsstückchen, Jade, Jasper und ähnliches. Auch seinen Van besichtigte ich, er hatte das alte Teil für 200 Dollar gekauft, die Maschine selbst neu aufgebaut und die Kiste innen als Camper ausgebaut. Mit und aus diesem Fahrzeug lebte er dann.
Vor dem Abendessen ging ich mit Günter noch mal zum Korral, um die Pferdetränken zu füllen. Wir fingen Cupid ein, den kleinen Dreijährigen, den wir vor zehn Wochen versucht hatten einzureiten, was in meinem 16-Sekunden-Ritt auf einem Rodeopferd geendet hatte. Seit dem hatte keiner mehr versucht, sich drauf zu setzen, also fingen wir wieder ganz von vorne an: putzen, streicheln, mit einer Satteldecke überall berühren, herumführen, rückwärts gehen lassen. Cupid machte sich sehr gut, er schien alles mit Interesse und Neugierde aufzunehmen.
Nach dem Abendessen fand die dritte Fütterung des Tages der kleinen Chipmonks statt, die Roy im Heu gefunden hatte und von Carrol aufgepäppelt wurden. Es sind eine Art Wüsteneichhörnchen, kleiner und farblich etwas anders als seine europäischen Verwandten. Leider starben die Kerle am laufenden Band, von den ursprünglich sechs Jungen nahmen nur noch drei an der Fütterung teil.

Günter, Danny und CarrolCarrol und Günter

Carrol hatte mittags in Günters Zimmer und im Bad irgend ein Zeug gegen Spinnen versprüht, die beiden Räume waren also insektenfrei. Aber im Aufenthaltsraum konnte man immer noch bis mindestens zehn zählen, wenn man auf die schwarzen Punkte an den Wänden zeigte - zu viel für Günter, der wieder in seinem Büschen schlief ...          

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Last Update: 05/2000 
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