22.05.2000, Wickenburg, Arizona - Zurück in die Zivilisation 
 

Günter wollte seinen VW Bus noch vor der aufkommenden Hitze über die vierzehn Meilen Holperstrecke bringen, darum brachen wir schon gegen acht Uhr auf und überließen es Danny, die Pferde zu füttern. Ich verabredete mit Carrol, dass ich spätestens am Donnerstag im Laufe des Tages wieder zur Ranch kommen würde.
Bevor wir losfuhren überwand ich noch meinen Ekel und schnitt einer Klapperschlange, die Carrol am Vorabend im Garten umgebracht hatte, die Klapper am Schwanzende ab. Was tut man nicht alles, um seinen Neffen eine Freude zu machen ...

Die deutsche Wertarbeit schlug sich wieder wacker über die MotorCross-Route, ganz zu Beginn blieb sie einmal im Sand stecken, und ich musste sie mit meinem Pickup herausziehen, aber ab dann schaffte sie den ganzen Weg alleine. In Höhe der Gold Barr Mine hatte mein Handy wieder Empfang und ich rief Carrol an, um ihr Bescheid zu geben, dass wir das Sandbett geschafft hatten. Sie wäre uns sonst zur Hilfe gekommen.
Sechs Meilen vor Wickenburg, dort wo die Holperstrecke wieder ab und zu mal repariert wurde und der Vierradantrieb überflüssig wurde, stieg ich aus, da man bei meinem Pickup die Vorderräder per Hand umstellen musste. Im Motor flappte irgendwas, also öffnete ich die Haube (it's a Chevy: man musste ein paar mal draufhauen, bevor sie sich öffnen ließ ...) und sah das Dilemma: ein Keilriemen war aus seiner Führung gerutscht und stritt sich mit einem anderen Keilriemen um dessen Führung, weswegen die beiden Riemen sich aneinanderrieben und gegenseitig zerfetzten. Na Mahlzeit. Nebenbei fehlte auch noch der Deckel von der Ölfüllöffnung, was den Geruch nach verbranntem Öl erklärte, der mir schon den ganzen Weg unangenehm aufgefallen war. Den hatten sie wohl beim Ölwechsel in Phoenix vergessen oder nicht richtig aufgesetzt.
Nun denn, der Chevy hatte es bis hierher geschafft, nun würde er es auch noch bis Wickenburg schaffen. Dort wollte ich den entlaufenen Keilriemen nur wieder in seine rechtmäßige Position rücken lassen und die Reparatur dann in Prescott machen, da ich dachte, dass wäre eine größere Sache. Somit war das "mal schaun, was ich mache" eigentlich entschieden. Prescott, und dort würde am nächsten Tag die Auktion sein, die würde ich mir auch ein drittes Mal gerne ansehen, und dann wieder ein "mal schaun" für die nächsten Tage.
Aber erst mal fuhren Günter und ich zur öffentlichen Bibliothek in Wickenburg, er hatte mir erzählt, dass man dort in fast jeder Stadt freien Internetzugang hätte.
Auch in Wickenburg, wir verbrachten eine halbe Stunde in der klimatisierten Library und verschickten Mails, bevor wir uns wieder nach draussen in die unglaubliche Hitze wagten. 42 Grad. Celsius. Im Schatten. Das muss man sich mal vorstellen ...
Nach einem Besuch bei Bashas für Lebensmittel (Statistik für meine zweite Amerikareise: Cola, Dr. Peppers und Obst), bei einem Autozubehörladen für einen Satz Keilriemen und einen Ölstutzen-Deckel und bei einem Westernausstatter für Klamotten suchte ich eine Tankstelle, die mir den Keilriemen zurechtrücken konnte. Anstatt ihn zurechtzurücken zog der Mechaniker den Riemen einfach aus dem Motor, er war schon zerissen. Zum Glück war es nur der für die Klimaanlage, was zwar das Fahren fast unerträglich, aber immerhin noch möglich machte.

Ich traf mich mit Günter noch mal bei McDonalds zum Lunch, dort besprachen wir unsere weiteren Pläne. Er wollte nach Nordkalifornien in einen Nationalpark, während ich ein wenig mit Los Angeles liebäugelte, anderseits aber meinen Pickup noch reparieren lassen musste. Schließlich beschlossen wir, zu sehen, ob die Keilriemen auch in Wickenburg gewechselt werden könnten, in diesem Falle könnten wir zusammen nach Kalifornien fahren. Wir fanden tatsächlich eine Werkstatt, die meinen Pickup in einer Stunde fit machte, aber inzwischen war es drei Uhr Nachmittags, zu heiß, um durch die Wüste 'gen Westen zu fahren.
Statt Reise stand deshalb Super 8 an, mit klimatisierten Zimmern ohne Spinnen, kalter Dusche und Kaffee for free. 

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Last Update: 05/2000 
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