Günter
wollte seinen VW Bus noch vor der aufkommenden Hitze über die vierzehn
Meilen Holperstrecke bringen, darum brachen wir schon gegen acht Uhr auf
und überließen es Danny, die Pferde zu füttern. Ich verabredete
mit Carrol, dass ich spätestens am Donnerstag im Laufe des Tages wieder
zur Ranch kommen würde.
Bevor wir losfuhren überwand ich noch meinen Ekel und schnitt einer Klapperschlange,
die Carrol am Vorabend im Garten umgebracht hatte, die Klapper am Schwanzende ab.
Was tut man nicht alles, um seinen Neffen eine Freude zu machen ...
Die
deutsche Wertarbeit schlug sich wieder wacker über die MotorCross-Route,
ganz zu Beginn blieb sie einmal im Sand stecken, und ich musste sie mit
meinem Pickup herausziehen, aber ab dann schaffte sie den ganzen Weg alleine.
In Höhe der Gold Barr Mine hatte mein Handy wieder Empfang und ich
rief Carrol an, um ihr Bescheid zu geben, dass wir das Sandbett geschafft
hatten. Sie wäre uns sonst zur Hilfe gekommen.
Sechs Meilen vor Wickenburg,
dort wo die Holperstrecke wieder ab und zu mal repariert wurde und der
Vierradantrieb überflüssig wurde, stieg ich aus, da man bei meinem
Pickup die Vorderräder per Hand umstellen musste. Im Motor flappte
irgendwas, also öffnete ich die Haube (it's a Chevy: man musste ein
paar mal draufhauen, bevor sie sich öffnen ließ ...) und sah
das Dilemma: ein Keilriemen war aus seiner Führung gerutscht und stritt
sich mit einem anderen Keilriemen um dessen Führung, weswegen die
beiden Riemen sich aneinanderrieben und gegenseitig zerfetzten. Na Mahlzeit.
Nebenbei fehlte auch noch der Deckel von der Ölfüllöffnung,
was den Geruch nach verbranntem Öl erklärte, der mir schon den
ganzen Weg unangenehm aufgefallen war. Den hatten sie wohl beim Ölwechsel
in Phoenix vergessen oder nicht richtig aufgesetzt.
Nun denn, der Chevy hatte
es bis hierher geschafft, nun würde er es auch noch bis Wickenburg
schaffen. Dort wollte ich den entlaufenen Keilriemen nur wieder in seine
rechtmäßige Position rücken lassen und die Reparatur dann
in Prescott machen, da ich dachte, dass wäre eine größere
Sache. Somit war das "mal schaun, was ich mache" eigentlich entschieden.
Prescott, und dort würde am nächsten Tag die Auktion sein, die
würde ich mir auch ein drittes Mal gerne ansehen, und dann wieder
ein "mal schaun" für die nächsten Tage.
Aber erst mal fuhren Günter
und ich zur öffentlichen Bibliothek in Wickenburg, er hatte mir erzählt,
dass man dort in fast jeder Stadt freien Internetzugang hätte.
Auch in Wickenburg, wir
verbrachten eine halbe Stunde in der klimatisierten Library und verschickten
Mails, bevor wir uns wieder nach draussen in die unglaubliche Hitze wagten.
42 Grad. Celsius. Im Schatten. Das muss man sich mal vorstellen ...
Nach einem Besuch bei Bashas
für Lebensmittel (Statistik für meine zweite Amerikareise: Cola,
Dr. Peppers und Obst), bei einem Autozubehörladen für einen Satz
Keilriemen und einen Ölstutzen-Deckel und bei einem Westernausstatter
für Klamotten suchte ich eine Tankstelle, die mir den Keilriemen zurechtrücken
konnte. Anstatt ihn zurechtzurücken zog der Mechaniker den Riemen
einfach aus dem Motor, er war schon zerissen. Zum Glück war es nur
der für die Klimaanlage, was zwar das Fahren fast unerträglich,
aber immerhin noch möglich machte. |