19.08.2001, Helping in New Haven

Immerhin ließen die Gäste sich diesen Morgen Zeit bis acht Uhr, um Pläne zu machen. Drei von ihnen holten die Pferde herein und so nach und nach sattelten sich unzählige Leute Pferde. Da Luca mit ihnen mit ritt sah ich keinen Grund, mir auch ein Pferd fertig zu machen. Ferdi wollte mit seinen Helfern zum Zaunbau hinter die Buttes und fragte mich nach meinem Pickup, weil in seinem nicht genug Benzin war. Ich fand‘s zwar etwas albern, schließlich konnte man den Tank eines der anderen Wagen anzapfen, aber andererseits wollte ich mich gut mit ihm stimmen, also gab ich ihm meinen Pickup. Dafür nahm ich einen der Vans, um in Hulett Benzin und Lebensmittel zu kaufen. Ferdi vertraute mir sein Scheckheft und seine Kreditkarte an, Lorena und Barbara eine Shoppingliste, dann fuhr ich los. 
Mein erstes Ziel war New Haven, um dort, wie am Vortag mit Joann abgesprochen, mit dem Four-Wheeler die hintere Weide abzufahren. Als ich gegen halb elf ankam war Nick dort am arbeiten, meine Four-Wheeler-Spazierfahrt konnte ich vergessen, statt dessen bekam ich eine Schaufel in die Hand gedrückt, er ebnete mit dem Traktor Joanns Auffahrt ein und ich musste die Hilfsarbeiten erledigen.
Dafür bekam ich Meatloaf, Kartoffelsalat und eine Art Pfirsichkuchen von Joann zum Lunch serviert, die Weide wollte ich danach abfahren. Während kurze Mittagssiesta angesagt war fiel mir ein, dass ich Ferdis Kreditkarte hatte und er vielleicht am Nachmittag nach Rapid fuhr, um Gäste abzuholen - er würde ziemlich stinkig sein, wenn er bis dahin sein Karte nicht zurück hatte. Ganz zu schweigen von dem Van. Wohl oder übel musste ich mich verabschieden und sagte zu, vielleicht am späten Nachmittag wieder zu kommen. Ich hasste es, die Suche nach Strays angefangen aber nicht beendet zu haben.
In Hulett tankte ich den Van und zwei Kanister für den Ranch-Pickup mit Ferdis Kreditkarte auf, dann ging ich nach Herzenslust shoppen, ich hatte ja Ferdis Scheckheft. Er spendierte mir sogar eine Cola *g*
Gegen drei kam ich zurück zur Ranch, wo gerade eine Wasserkatastrophe im Cabin beseitigt wurde. Nachdem ich meine Mails abgerufen und versendet hatte lud ich den ganzen Prüll, den die Helfer mir im Pickup gelassen hatten, in den Ranch-Pickup um und fuhr zurück nach New Haven. Nick war immer noch am Dreck schieben, aber er New Haven Panorama vom Cat Pasture aus ins Sawmill Pasture (John Deere)brauchte meine Hilfe nicht, ich konnte mir also endlich den Four-Wheeler holen. Diesmal fuhr ich die widerspenstige Weide von der anderen Seite an. Ein paar mal musste ich den gleichen Weg zurück fahren, weil ich durch eines dieser brutal schwierigen Gates oder durch einen Canyon gestoppt wurde, aber letztendlich schaffte ich es, meine geplante Route zu fahren und kam zweieinhalb Stunden später zurück nach New Haven. Kein Rind, keine frischen Kuhfladen, keine Spuren. Wir schienen tatsächlich bemerkenswert gründlich gearbeitet zu haben, als wir die Rinder aus den Weiden brachten.
Travis war mit seiner Freundin bei Joann zu Besuch, hier schien es Brauch zu sein, dass die Kinder ihre Auserwählten den Nachbarn vorstellten, die den Fang dann auch weidlich ausdiskutierten.
Nachdem das Paar sich verabschiedet hatte bekamen Nick und ich Souper serviert. Joann und Nick quetschten mich über Deutschland aus, manchmal kam ich mir vor wie eine Außerirdische, die von der Lebensweise auf einem anderen Stern berichtete. West- und Ostdeutschland war ein immer wiederkehrendes Thema an Joanns Tisch, auch die Kirche diskutierten wir mehrfach durch. Sie ging regelmäßig zur Kirche, wobei die Kirche hier auf dem Land eher eine wirklich soziale Einrichtung war, eine Gelegenheit, alle Nachbarn zu treffen und den neuesten Tratsch auszutauschen. Der Pastor wurde nicht oder nur wenig von der Kirche bezahlt. Er lebte von den Spenden, welche die Kirchgänger jeden Sonntag im Säckel ließen. Er musste also gut sein, sonst hatte er kein Geld. Kirchensteuern wie in Deutschland gab es nicht.
So verquatschten wir die Zeit, ich musste im Dunkeln zurück zur Lake Ranch fahren und machte einen ziemlichen Blindflug, weil ich nur meine Sonnenbrille mitgenommen hatte, die klaren Gläser lagen in meinem Zimmer. Zum Glück war nie viel Verkehr in Crook County, und rein den Geräuschen nach zu schließen überfuhr ich weder Rind noch Reh noch Stachelschwein.

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E-mail: heike@waywest.de Last Update: 08/2001
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