31.01.2000, Williams Family Ranch and back to Prescott
 

Die Nacht war ein wenig unruhig gewesen, der vergessene (?) Bluthund schlug mehrfach an, wovon ich immer aufwachte, da Cleades und Tucker eigentlich nur bei ankommendem Besuch bellten - entsprechend war ich unbewußt darauf geschult, bei Hundebellen auf "Habacht"-Stellung zu gehen - schließlich war die Ranch reichlich einsam gelegen.
Als ich dann endlich aufstand und zum Ranchhaus ging, um mir einen Kaffee zu kochen, wurde ich von dreieinhalb Hunden regelrecht überfahren. 
Offensichtlich hatten sie auch eine unruhige Nacht gehabt - bei meinem Morgenkaffee saßen sie um mich herum und gähnten mit mir um die Wette.

Schwarzer Bluthund und CleadesMaxSchwarzer Bluthund und Tucker

Nebenbei hatten sie die Nacht auch dafür genutzt, die Müllverbrennungstonne auszuleeren. Obwohl ich mir nicht ganz sicher war, ob wirklich die Hunde die Übeltäter waren oder eher irgendein Wildtier; ich hatte nämlich am Abend Geräusche aus der Richtung gehört, obwohl alle Hunde in Sichtweite waren. Wer oder was auch immer - überall lagen leere Plastikflaschen, Tüten, Pappteller etc. herum. Ich sammelte die Schweinerei also auf und startete die "Müllverbrennungsanlage", damit nicht wieder irgendwer oder irgendwas alles verteilte. 
Auf der Ranch wird der Hausmüll verbrannt; wo die verkokelten Überreste entsorgt werden weiß ich nicht. Sicherlich in irgendeinem Loch rundherum, so wurde es auf den anderen Ranches gehandhabt, die ich besucht hatte. Getränkedosen werden gesammelt und zum recyceln nach Wickenburg oder Phoenix gebracht - na wenigstens etwas.
Ich glaube, das hier ist das erste Foto, auf dem man mal die Schattenseiten der Ranch sieht - die weniger ansehnlichen Plätze. Es gibt derer noch viele - zu viele. Sehr zum Leid von Roy und Carrol, denn die haben den ganzen Müll nicht hierhergebracht. Sie hatten die Ranch vor einigen Jahren verkauft, der neue Besitzer hatte Unmengen von alten Autos, Bussen und ich weiß nicht was zur Ranch geschleppt - es ist mir ein Rätsel, warum. Dann konnte er die Raten für die Ranch nicht mehr bezahlen, weswegen Roy und Carrol die Ranch zurücknahmen - und auf Bergen von Schrott saßen, den sie nun schon seit Jahren nach und nach entsorgen. Keine einfache Sache bei einer Straße, deren Zustand von Jahr zu Jahr schlechter wird.

Müllverbrennung - und die Hunde immer dabeiMüll brennt um einiges einfacher als ein Ofenfeuer ...

Es wurde allmählich Zeit, die Pferde zu füttern, also rief ich "meine" Hundehorde zusammen, um mit ihnen zum Korral runter zu gehen. Die Sonne kam immer noch nicht durch die Wolken hindurch, es war richtig ungewohnt, auf der Ranch mal nicht unter blauem Himmel zu sein.
Ich ließ mir Zeit, gab reichlich Heu für die nächsten zwei Tage und verteilte auch gleich Heuballen, die ich am Mittwoch morgen zum füttern brauchen würde. Die Ballen sind hier verdammt schwer, ca. 60 kg das Stück - nicht wie unsere deutschen Zwergenballen, die man meterweit werfen kann. 

Nachdem ich dann noch etwas Haushalt erledigt hatte (wie gehabt: Handtücher waschen, Wäsche zusammenlegen, spülen, Ranchhaus ausfegen, Bad putzen, ...) war meine Ein-Liter-Kaffeekanne leer - Zeit zum aufbrechen.
Gegen zwei machte ich mich also auf nach Prescott. Nach einem Halt in Wickenburg (bei Circle K natürlich ...) kam ich kurz vor fünf in Prescott an und checkte diesmal in einem "namenlosen" Motel ein - ich brauchte keine Waschmaschine und das "Appache-Motel" kannte ich schon, es war sauber und viel günstiger als Motel 6. 
Ich mußte denn noch mal einkaufen gehen; am Wochenende hatte ich neues amerikanisches Junk-Food kennengelernt, mit dem ich mich eindecken wollte. Jerky. Als Doby mir ein Stück davon anbot, dachte ich, er wolle mich veräppeln und mir Hundefutter geben. Jerky ist getrocknetes Rindfleisch - und sieht ungefähr so aus wie diese dunkelrot-braunen Kaustreifen, die man für Hunde kaufen kann; man erkennt aber die Fleischstruktur. Ich kann nicht beurteilen, ob es auch so schmeckt - auf jeden Fall ist es nicht schlecht. Wahrscheinlich, weil es mit braunem Zucker und Apfelsaft (so steht es zumindest auf der Verpackung) eingerieben wird, bevor es trocknet. Es ist ziemlich zäh, man kaut ein paar Minuten an einem Stück.
Danach war ich Tanken und bat den Kassierer von meiner Stammtankstelle, dass er nicht immer "prego" zu mir sagen sollte, wenn er mir den Kreditkartenbeleg zum Unterschreiben herüberschob. Ich sei nicht Spanisch, sondern Deutsch - wenn schon solle er es doch bitte mit "Bitte" versuchen ...
Es passierte mir häufig, dass Verkäufer mich auf spanisch ansprachen, wenn sie hörten, dass ich einen Akzent hatte. Arizona grenzt an Mexico, man rechnete hier also automatisch damit, dass nicht-Amerikaner Mexicaner seien und somit spanisch sprechen - offensichtlich sogar ohne Rücksicht auf Haut- oder gar Haarfarbe.         

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Last Update: 02/2000 
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