24.02.2000, Grand Canyon und Monument Valley, Arizona; Weiterreise bis Moab, Utah
 

Ich war schon um halb acht wach (kein Wunder: kein Telefon -> kein Internet -> früh im Bett gewesen ...), aber beim ersten Blick aus dem Fenster wäre ich fast wieder schlafen gegangen. Es hatte geschneit, die Straße war nur mäßig gut geräumt und die Wolken versprachen sogar noch mehr Schnee. Aber nun war ich schon mal wach, also schmieß ich die kleine Kaffeemaschine im Zimmer an und machte mich reisefertig. Leider war ich nicht für Winter ausgerüstet, meine Handschuhe waren aus dünnem Leder und einen Handfeger, um den Schnee vom Auto zu fegen, hatte ich nicht. Also behalf ich mir mit einer Bashas-Plastiktüte, die ich mir um den Arm wickelte, damit der Schnee nicht in die Ärmel fiel, und einer CD-Hülle, um die Eisschicht unter dem Schnee vom Wagen zu kratzen. 

Bis zum Eingang zum Grand Canyon National Park waren es vielleicht zwei Kilometer, dort wurde ich erst mal kräftig zur Kasse gebeten. 20 Dollar Eintritt - na hoffentlich gab es ausser Schneefall auch was dafür zu sehen! Grand Canyon-Besichtigung ist eigentlich ziemlich einfach. Ich kam durch den Südeingang (der Nordeingang ist im Winter geschlossen), von dort kann man nach links fahren und den "West Rim" besichtigen oder nach rechts, um den "East Rim" zu sehen. Ich machte beides, unbeabsichtigt. Die Westtour war kürzer, darum wählte ich sie, und stellte dann fest, dass ich auf meiner weiteren Reiseroute nach Kayenta sowieso den East Rim entlang musste.
Es schneite zwar nicht, aber es war eisig kalt, es wehte ein scharfer Wind und dicke Wolken, die ab und zu Sonne durchließen, zogen über den Canyon. Die Besichtigung war also keine große Freude, ich dachte mehr an meine erfrorenen Ohren als an die beeindruckenden Felsformationen. Und die Fotos waren leider auch nicht so berauschend, da das rot-braun-grüne Farbenspiel der Felsen natürlich nicht zur Geltung kam. Ich hielt trotzdem brav an fast allen der ca. fünfzehn Aussichtspunkte an, drängelte mich zwischen die Japaner und schoß Bilder.
Eigentlich hätte ein Aussichtspunkt ausgereicht, es sah zwar immer toll, aber auch immer ziemlich gleich aus. Also um ganz ehrlich zu sein - für die 20 Dollar hätte ich mir besser hundert Grand Canyon-Postkarten gekauft - das mag aber auch an dem wirklich ekelhaften Wetter liegen.
Nun gut - nun war ich mal da, also gibt's auch die Fotos :-)




Mittags ging ich einen dieser unverschämt teuren Grand Canyon-Läden, um mir ein paar Popcorn oder so zu organisieren. Der Tütenpacker an der Kasse sagte höflich "Hello!", ich also ebenso höflich "Hello" zurück.
"You're from Germany?" fragte er.
Verblüfft fragte ich ihn, wie er denn darauf käme - nur an der Art, wie ich "Hello" gesagt hätte?
Nein, er würde das an meinem Aussehen erkennen.
Hm. Nu hatte ich mir in Wickenburg extra original amerikanische Jeans zugelegt, weil man daran die Eurpäer zuerst erkennt: europäische Jeans sind nie so lang.
"Woran erkennt man, dass ich Deutsche bin?" fragte ich also, "das muss ich dann ändern ..."
Ich könnte es nicht ändern, meinte er, er würde es an meinem Gesicht sehen.
Vielleicht sollte ich ein Faclifting machen ;-))

Ich war mit dem Grand Canyon schneller durch, als geplant, gegen ein Uhr ließ ich den Colorado schon hinter mir. Meine Planung hatte vorgesehen, dass ich gegen Abend in Kayenta ankommen würde, um am nächsten Tag das Monument Valley zu besichtigen. Aber so war ich schon am Nachmittag an meinem nächsten Sight Seeing angekommen - und zog das dann auch noch durch. Leider nahmen die Wolken, die auf der Fahrt nach Kayenta fast völlig verschwunden waren, wieder zu, darum gilt hier für die Bilder das gleiche wie für den Grand Canyon: die roten Felsen kommen im Schatten bei  weitem nicht so schön zur Geltung.
Das Monument Valley selbst erstreckt sich über ein riesiges Terrain, aber diese typischen Felsformationen, die man aus vielen Western kennt, sind nur ein kleiner Teil davon, ansonsten gibt es noch jede Menge zwar auch interessante, aber nicht ganz so beeindruckende Berge.





Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, nicht im Dunkeln zu fahren, schließlich wollte ich ja auch was auf meiner Reise sehen. Aber das nächste Motel 6 war in Moab, Utah, also fuhr ich weiter ... und weiter ... und wie das halt in Amerika so ist - es dauert immer viel länger, irgendwo anzukommen, als man sich vorgestellt hatte. Ich fürchte, ich verpasste einige interessante Landschaften, soweit ich das in der Dämmerung beurteilen konnte.
In Moab fand ich das Motel 6 nicht, also checkte ich bei Super 8 ein, mit meiner VIP-Karte war das kein großer Preisunterschied.
Für den nächsten Tag war dann eine lange und wahrscheinlich langweilige Weiterreise geplant, ich konnte auch nicht zu lange herumtrödeln, da ich durch Denver hindurch musste - und da wollte ich nicht gerade zur Rush-hour hin.
Ich plante ca. 700 km bis Cheyenne, Wyoming. Das hörte sich nicht viel an, aber auf den Highways darf man nicht schneller als 65 oder 75 Meilen (105 bis 120 km/h) fahren, und meinem Truck konnte ich auch nicht mehr zumuten, da die Motorhaube immer einen Spalt offen stand und der Fahrtwind darunter griff. Ausserdem musste man häufig durch kleine Orte durch oder Serpentinen fahren, was den Schnitt erheblich verschlechterte. Und da es um sieben Uhr dunkel wurde mußte ich bis dahin mein Tagesziel erreicht haben, blind wollte ich ja nicht fahren.

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Last Update: 02/2000 
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