25.02.2000, Über die Rocky Mountains und Denver, Colorado, nach Cheyenne, Wyoming
 

Um 7.30 Uhr stand ich schon auf - und trödelte wieder mit Internet und Telefonaten herum, so dass ich erst gegen viertel vor zehn 'gen Wyoming startete.
Die Fahrt aus Moab heraus bewies: ich hatte am Vorabend im Dunkeln tatsächlich einiges verpasst. Die Stadt war von wirklich sehenswerten roten Felsen umgeben, aber leider fehlte mal wieder die Sonne.
Bevor ich auf die Interstate fuhr, tankte ich meinenTruck noch voll und besorgte mir Kaffee. In Utah gab es offensichtlich keine Circle K's - ebenso in Colorado und Wyoming, wie ich später feststellen musste. Ein ausgesprochenes Manko. Auch "Jack in the Box" traf ich nach Verlassen Arizonas nicht mehr an - also kein guter Kaffee und riesiger Burger mehr, bis ich in den Süden zurückkehrte. Fast ein Grund, umzukehren ... 

Ich fuhr heute ausschließlich auf Interstates, das entsprach der deutschen Autobahn und bedeutete, dass ich nicht anhalten konnte, um Fotos zu machen. Ich entschuldige mich hiermit für die dreckigen Scheiben meines Trucks ...
Nach 100 Meilen (ca. 160 km) erreichte ich ein Kaff namens Fruita - zwei Stunden hatte ich gebraucht, und das, obwohl die Straßenverhältnisse gut waren. Bei dem Schnitt konnte ich nur hoffen, Cheyenne überhaupt noch am selben Tag zu erreichen. In Fruita fuhr ich als erstes ein MacDonalds an - NEIN, keinen Hamburger gekauft (die sind ja ekelig da), nur Pinkelpause gemacht. Nebenan war ein Dinosaurier-Museum, ich überlegte kurz, ob ich es besichtigen sollte, entschied mich aber stattdessen für einen Kaffee bei Texaco. Ich wechselte ein paar Worte mit der Kassierin - und bekam meinen Kaffe dann umsonst. Sehr nett - also: wer mal zufällig durch Fruita, Colorado (an der Interstate 70) kommt, geh doch bitte bei Texaco tanken.

Die Strecke war bisher zwar schnur gerade aus gegangen, aber trotzdem sehenswert gewesen, nun fingen Serpentinen an - ich hatte die südlichen Ausläufer der Rocky Mountains erreicht.

Ich bestaunte die unglaublichen Berge um mich herum, die an Österreich oder die Schweiz erinnern könnten, wenn sie nicht so farbenreich gewesen wären (sieht man natürlich auf den Bildern nicht) und die deutlichen Spuren von dem über Millionen Jahre hinweg sinkenden Meeresspiegel gezeigt hätten. 
Irgendwo hielt ich wieder an - heute wollte ich Burger King ausprobieren. Urteil: Besser als MacDonalds, da der Hamburger zumindest frisch zubereitet wurde ("We don't make it til you order it" - MacDonalds ist der einzige Fast Food, den ich bisher in Amerika gesehen habe, der es nicht so macht), aber der Ketchup schmeckte zu aufdringlich, und das mickrige Ding ließ sich bei weitem nicht mir dem Riesen-Burger von Jack in the Box zum gleichen Preis vergleichen. 

Die Interstate schraubte sich immer höher, Schnee lag auf den Bergen und an den Straßenrändern. 
Und aufeinmal fand ich mich in einem Skigebiet wieder. Huch! Das nächste Mal sollte ich vielleicht nicht nur die Richtung bei meiner Routenplanung beachten, sondern auch die Höhen ...

Ich war nahe daran, in einem der Orte anzuhalten, ein Hotel zu suchen, ein Paar Skier zu leihen und die Berge zu erstürmen. Ski fahren in den Rockys - das war besser als Grand Canyon!
Aber es schneite leicht und war saukalt; die Lifte liefen zwar, aber dafür reichte meine mäßige Winterausrüstung (Jeans und dünne Lederhandschuhe) bei weitem nicht aus - hätte die Sonne geschienen würde ich jetzt beim Aprés Ski sein!
Was Anfangs nur spannend war, entwickelte sich bald zu einem ausgesprochenen Ärgernis. Das Schneetreiben nahm zu, die Interstate hatte eine  Schneedecke, die Autos fuhren mehr oder weniger kreuz und quer auf der Straße. 

Ich hatte keine Ahnung, ob mein Truck überhaupt wintertüchtig war, zur Sicherheit versuchte ich den Vierradantrieb einzuschalten - ging nicht. Bei der nächsten Kaffee-/Pinkelpause machte die Kiste merkwürdige Geräusche - mir würde doch wohl nicht wieder die Antriebsstange herausfallen?
Ich schaltete die Automatik ein paar mal, dann war das Geräusch zum Glück weg, aber der Vierradantrieb tat es immer noch nicht. 
Ich kam zum Glück auch so durch, die riesigen Reifen hatten ja ein gutes Profil, und war mehr als happy, als der Schnee an den Straßenrändern nicht mehr meterhoch lag. In Georgetown war die Straße fast wieder trocken und mein Truck auch. Ich ging also Tanken. Wer Lust hat, auszurechnen, wieviel er verbraucht: 280 Meilen gefahren, 24,4 Gallonen getankt. Eine Meile sind ca. 1,6 Kilometer, eine Gallone ca. 3,78 Liter. *rechelrechel* ... ;-)
Und finanziell: eine Gallone Benzin kostet durchschnittlich 1,40 US$, ein Dollar entspricht ca. zwei DM (wenn man Umtauschgebühr etc. einrechnet). Wer mir als erstes schreibt, was mich die Fahrt von Tusayan nach Hulett (1764 km) an Benzin kostet, bekommt eine Extra-Postkarte! 

Nach dieser unvorhergesehenen Passüberquerung kam ich natürlich viel später in Denver an, als geplant - und somit in die Rush-Hour, die ich eigentlich vermeiden wollte. 

DenverDenver

Ich stand für ein Stündchen im Stau, bis die Interstate wieder soweit frei war, dass ich mit 70 mph die letzten 100 Meilen nach Cheyenne herunterbrummen konnte. Es wurde früher dunkel als in Arizona, eigentlich merkwürdig, ich war doch nach Norden unterwegs, also der Sonne hinterher, oder? Um sechs war es schon fast duster, aber diesmal gab es auch nicht viel an Landschaft zu verpassen, ich fuhr durch eine weite Grasebene.
Neun Stunden nach Aufbruch kam ich in Cheyenne an, suchte ein Motel 6 und verkroch mich vor dem unglaublichen Sturm, der draussen herrschte, in mein Zimmer mit Telefon und HBO.

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Last Update: 02/2000 
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