18.05. - 21.05.2000, Williams Family Ranch, Arizona - some riding 
 

Donnerstag.
Wieder wurde es gut zehn Uhr, bis wir zu unserem Ausritt den Hassayampa entlang in nordöstliche Richtung aufbrachen. Wir nahmen zwei der Hunde mit, Cleades und Tessy, was uns nach einer viertel Stunde reichlich Nerven kostete. Cleades fand einige Rinder in den Büschen, wir konnten nicht sehen, was passierte, aber dem Brüllen der Kühe nach hatte Cleades mal wieder ein Kalb an der Kehle. Da wir den Hunden nicht durch die Büsche folgen konnten, ritten wir einfach zügig weiter, in der Hoffnung, dass die beiden uns folgen würden. Tatsächlich kamen sie bald angehechelt, Cleades mit blutigen Leftzen. Ich hatte keinen Bock, mit ihm weiter zu reiten, wir würden über eine Nachbarranch kommen, und wenn er sich dort die Rinder zwischen nahm, gab es Ärger, also ritten wir zur Ranch zurück, um den Hund wieder abzuliefern. Wir tauschten Cleades und Tessy gegen Tucker aus, der alleine kaum auf Rinder reagierte, und starteten gegen elf erneut, Ziel war Roberts Camp.
Wir nahmen uns viel Zeit für die Runde, die normalerweise dreieinhalb Stunden in Anspruch nahm. 


Verschwitzt kamen wir am späten Nachmittag zurück zur Ranch - es war verdammt heiß gewesen!
Abendessen mit Barbeque - Ranchtag vorbei.
Während die Ranch-Crew schon in Schlaf fiel, machte ich meinen abendlichen Computerkram: Fotos vom Tag sichern, anschauen, auswählen, Notizen machen, vielleicht was schreiben. Obwohl ich alle Türen und Fenster im Stack Lodge House geschlossen hielt, fanden diverse Viehzeuge immer wieder Schlupflöcher - offensichtlich sogar recht große Schlupflöcher. Nach einer Stunde kam ich mir vor wie in einem Terrarium - auf der falschen Seite der Glasscheibe. Um mich herum summte und brummte es, kreuchte und fleuchte, flatterte und hüpfte - es war unglaublich! Faszinierend, wie sehr man in der entsprechenden Umgebung belastbar wurde, Zuhause regte ich mich schon über eine Fliege im Zimmer auf, hier beachtete ich eher mit einer Art neugierigem Interesse nur die Exoten um mich herum. Kleine, schwarze Heuschrecken, riesige, fette Käfer oder besonders auffallend große Hausspinnen. Schmetterlingsgroße, schwarze Motten oder Mücken und Fliegen jeder erdenklichen Größe und Machart - phhh! Die sah man doch alle Nase lang ...


Freitag.
Nachdem ich Günters armen Sitzknochen am Vortag fast sieben Stunden lang durch die Wüste geschleppt hatte, planten wir für diesen Tag einen ganz gemütlichen Ausritt. Vorher versuchten wir, im Korral ein wenig Reitstunde zu spielen, aber Switch zeigte ziemlich wenig Interesse daran, immer im Kreis herumzutraben. Als er schließlich auch noch begann, zu lahmen, sattelten wir Twister, mit dem sich Günter abermals einige Runden durch den Korral kämpfte (die Pferde waren es nicht gewöhnt, im Kreis herum geritten zu werden).
Danach versorgten wir uns im Ranchhaus mit kalten Getränken, Melone und Sandwiches, die wir mit auf unseren Ausritt nahmen, dessen Ziel ein Wasserloch am Hassayampa sein sollte, das groß genug zum Schwimmen sei, wie Carrol uns erzählt hatte.
Nach einer kleinen Runde um den Berg vor der Ranch ritten wir ca. eine Stunde den Hassayampa entlang, ohne ein "Swimming hole" zu finden, dass Carrols Beschreibung entsprach, dafür aber jede Menge Schlangen, die angeblich ungefährlich waren.

Schließlich gaben wir die Suche auf und suchten uns statt dessen ein schattiges Plätzchen am Flußlauf (eher Bächlein-Lauf), wo wir zwei Stunden lang herumdösten, bis die Mittagshitze vorbei war.
Abends kam Roy zurück zur Ranch - die Familie fand sich wieder zum Wochenende zusammen.


Samstag.
Roys jüngster Sohn Fred war in der Nacht auch noch eingetroffen, mit ihm und Danny zusammen wollte Roy eine Wasserpumpe bei "Athos" reparieren. Die Quelle war zwar auch zu Pferd zu erreichen, aber der Trail dorthin sehr schwierig, weswegen die Männer zwei Four-Wheeler benutzten und Günter und mir freistellten, einen Just-for-fun-Ritt zu machen.
Der Hitze zuliebe beschlossen wir nochmals zu versuchen, das Swimming Hole am Hassayampa zu finden - wieder vergeblich. Wir fanden etwas, was es wahrscheinlich mal gewesen war, ein langgestrecktes Wasserloch, dass aber leider vollkommen veralgt war. Da Carrol erwähnt hatte, dass das häufig mit Swimming Holes passierte, nahmen wir an, dass wir hier richtig waren - und ritten zurück zu dem schattigen Plätzchen am Hassayampa, an dem wir schon am Vortag herumgelungert hatten. 


Eigentlich hatte Roy angekündigt, Günter am späten Nachmittag eine Reitstunde zu verpassen, aber die Männer verspäteten sich, weswegen ich mit Günter alleine zum Korral herunter ging und Cupid für eine Trainingsstunde fertig machte. Ziel war, das Pferd mit einer Longe vom Boden aus so zu lenken, als würde man es kutschieren.
Offensichtlich fing ich es nicht richtig an, obwohl Günter mir half und Cupid führte, wurde der kleine Wallach zunehmend nervöser, wenn ich hinter ihm ging. Wir versuchten noch einen positive Abschluß für den Dreijährigen zu finden und hörten dann auf - hierfür brauchte ich einen guten Rat von Carrol.

Nächstes Wochenende würde auf der Ranch das Round up beginnen, die Rinder wurden von der Winterweide auf die Sommerweide getrieben. Am Mittwoch oder Donnerstag sollte Charlie Parker, der Gast, den ich im Frühjahr zweimal "betreut" hatte, wieder kommen. Die Williams hatten ihn angerufen, dass ich wieder da sei, und offensichtlich hatte er so viel Spaß an unseren Ausritten gehabt, dass er nun extra wegen mir wieder auf der Ranch Urlaub machen wollte. Ich konnte es also nicht abschlagen, als Roy mich fragte, ob ich auch da sein würde. So ganz passte es mir nicht, die Woche mit Günter hatte mir zwar eine Menge Spass gemacht, aber das war mir auch erst einmal genug an Ausritten gewesen, zudem war es inzwischen schon sehr heiß in Arizona. Es kribbelte mir unter den Fingernägeln, wieder Neues zu sehen. Am Montag wollte ich auf jeden Fall erst einmal abreisen, vielleicht nach Phoenix (am Pickup war ja noch einiges zu machen), vielleicht aber auch etwas nördlich, wo es nicht so heiß war. Gegen Ende der Woche könnte ich dann zurück auf der Ranch sein. Aber wie immer - mal schaun ...

Zunächst beschäftigte mich der kleine Skorpion, der an der Wand neben meinem Kopfkissen seine Bleibe gefunden zu haben schien, viel mehr. Er verstarb kurz nach Sichtung durch den gut gezielten Einsatz eines meiner Schlappen. Sorry!


Sonntag.
Kaum zu glauben, aber es wurde immer heisser in Arizona. Vormittags gingen wir mit Roy zum Korral, wo wir dabei zuschauen konnten, wie ein echter Profi ein Pferd schulte. Er nahm sich Cupid vor und brachte ihm innerhalb von fünf Minuten bei, was Günter und ich am Vorabend nicht in einer halben Stunde geschafft hatten.

Es wurde absolut zu heiß, um auch nur an einen Ausritt zu denken, wir verschoben ihn also auf den späten Nachmittag und gammelten statt dessen auf der Ranch herum. Danny zeigte Günter voller Stolz seine Steinesammlung (die ich ja schon gesehen hatte), bevor wir gegen vier Uhr Nachmittags unsere Pferde fertig machten. 

Wir ritten an Roberts Camp vorbei zu Iron Spring, von dort wollte ich eigentlich weiter in einer Runde um die Berge herum zurück zur Ranch, aber ich war mir nicht sicher, wieviel Zeit das in Anspruch nehmen würde, darum kehrten wir auf dem gleichen Weg wieder um, damit wir nicht in die Dunkelheit gerieten.
Es war Jagdzeit bei den Schlangen, zum ersten Mal sahen wir eine Klapperschlange, die vor uns auf dem Weg lag. Tucker rannte zu ihr hin und beschnupperte sie; erst als sie sich zusammenrollte und begann, mit ihrem Schwanzende zu klappern, suchte der unvorsichtige Hund das Weite.

Während ich nach dem Abendessen auf der Toolbox meines Pickups saß und Sternschnuppen zählte (die Wünsche waren mir bei so vielen schnell ausgegangen), überlegte ich, was ich mit den nächsten Tagen anfangen wollte. Es war verdammt heiß auf der Ranch, und die Vorstellung, in das noch heißere Phoenix zu fahren, um meinen Pickup dort mal wieder reparieren zu lassen, schmeckte mir überhaupt nicht. Ich dachte also über Alternativen nach, die mich mehr in den Norden bringen könnten - so dringend war die Reparatur (hoffentlich) nicht. Ich ließ mir alle Richtungen offen. Phoenix zur Reparatur oder Prescott zur Auktion oder Los Angeles zur Besichtigung oder Canyon de Chelly, ein Canyon nordöstlich von Flagstaff, zum Sightseeing oder ... 
Aber zunächst - ich würde morgens mit Günter nach Wickenburg fahren, um seinem VW-Bus sicheres Geleit zu bieten, ihm ein paar Geschäfte zeigen, die er aufsuchen wollte, und dann - mal schaun. Warum sollte ich ausgerechnet jetzt mit meiner Tradition - "gucken was kommt" - brechen?

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Last Update: 05/2000 
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