Ich wachte
schon früh auf. Die schlecht funktionierende Klimaanlage war so laut
gewesen, dass ich sie Nachts ausgeschaltet hatte - nun wurde es stickiger
in dem Zimmer als auf der Ranch. Dafür hatte ich jede Menge Zeit,
in Ruhe herumzutelefonieren. Auf der Kara Creek Ranch erreichte ich nur
jemanden mit einem furchtbaren englischen Akzent, der mir sagte, dass das
Branding fast vorbei sei und sich nur noch drei Gäste dort aufhielten.
Auf der Lake Ranch bekam ich Lucca an die Strippe, einen der italienischen
Partner von Monte. Er meinte, ich solle auf jeden Fall noch mal anrufen,
bevor ich vorbei käme, damit sie mir ein Zimmer fertig machen könnten.
Von da wegen, sagte ich - ich hätte nicht die Absicht, als Gast auf
der Lake Ranch zu bleiben!
Ich telefonierte mit Günter
um abzuchecken, ob wir uns noch einmal in Kalifornien treffen würden.
Er war zur Zeit südwestlich von San Francisco wollte noch mal zur
Küste oberhalb Los Angeles, was gegebenfalls auch auf meiner Reiseroute
liegen würde.
Laura erreichte ich mal
wieder nicht, sie hatte mir ein Mail geschickt und gefragt, wann wir uns
endlich wieder sehen würden.
Zuhause ging es allen gut,
mein Bruder schwärmte von 30 Grad und Fahrradtouren zu Biergärten
- bis auf die Tatsache, dass es "nur" in Deutschland war, beneidenswert!
Das Telefonat mit Carrol
ergab zunächst nichts konkretes, aber letzendlich klang mir alles
zu vage, um noch mal zur Ranch zu fahren. Eine wirkliche Hilfe konnte ich
ihr nur sein, wenn wir Rinder zur Ranch treiben mussten, das konnte sie
nicht alleine machen. Aber soweit ich heraushörte hatte Danny am Vortag
auch die Ranch verlassen, weswegen niemand dort war, um eine Wasserpumpe
zu reparieren. Dafür musste Carrol auf jeden Fall zurück, auch
Heu musste sie zur Ranch bringen. Ich konnte mir gut vorstellen, dass dafür
die einzigen kühlen Stunden des Tages draufgingen - und für just-as-company
fehlte mir wirklich der Antrieb, zurück in den Glutofen zu fahren.
Ranch - Wyoming - Kalifornien.
Ich entschied mich schließlich für Kalifornien, inzwischen war
es halb elf, ich musste aus dem Motel auschecken.
Nach einem Besuch bei Circle
K und in der öffentlichen Bibliothek fuhr ich auf einen Vanilleshake
zu McDonalds und erledigte von dort aus weitere Telefonate.
Mit Günter verabredete
ich mich gerade für den nächsten Tag in der Nähe von Santa
Barbara, als mein Handy klingelte.
"Is there American Underwriters
Insurance?" fragte mich ein Typ.
Uuups. Sollte ich mich jetzt
blöd stellen oder nicht? Die American Underwriters Insurance war meine
amerikanische Fahrzeugversicherung, die den Schaden regulieren musste,
den ich vor fast drei Wochen in Phoenix verursacht hatte.
"No, this is not American
Underwriters Insurance", versuchte ich es erst mal - eigentlich absolut
der Wahrheit entsprechend. Aber mir war schon ziemlich klar, worum es ging,
wenn ich auch nicht verstand, wie der Typ auf die Idee kam, ich, die Frau
mit dem Killer, sei die Versicherung.
Hoffend, dass ich nicht
an einen militanten Anwalt meines Opfers geraten war, gab ich schließlich
zu, zwar nicht die Versicherung zu sein, wohl aber die Unfallgegenerin,
und dass ich gerne eine richtige Telefonnummer weiter geben würde,
falls erforderlich.
Ja, sei erforderlich - eine
Schadensregulierung hätte nämlich noch nicht stattgefunden. Ich
war stinksauer! Ich hatte über meinen Bruder zwei mal bei meiner deutschen
Verischerung nachfragen lassen, ob alles glatt lief, und man hatte mir
versichert, dass es keine Probleme gäbe. Und nun rief mich dieser
Typ hier an!
Ich suchte fast eine halbe
Stunde lang nach der Nummer, die ich in Amerika hätte anrufen müssen,
um den Unfall zu melden, um sie dem Typen von der gegenerischen Versicherung
zu geben, aber ich fand genau diesen Zettel nicht mehr - merkwürdig.
Schließlich rief ich ihn zurück und gab ihm eine andere Nummer,
von der ich zumindest wusste, dass sie dort meine Vertragsnummer kannten
(schien ein echtes Problem bei denen zu sein, jeden anderen konnte man
anrufen, und die behaupteten dann, meine Vertragsnummer gäbe es nicht).
Bill bedankte sich überschwenglich
- war wohl in Amerika nicht üblich, dass Unfallverursacher sich irgendwelche
Mühe machten, bei der Schadensregulierung zu helfen?!
Well, ich war also "super-duper"
- nu fragte ich mich nur, was dann mein Killer-Pickup erst war? ;-)
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