09.06.2000,
Lake Ranch, Wyoming - Ein Besuch in Gilette und Besuch aus Rapid City
Kurz
vor sieben saß ich mit meinem Kaffee auf der Terasse und genoß
die warme Morgensonne, nachdem mich dieser dämliche John Wayne mal
wieder fast zu Tode erschreckt hatte, als ich die Treppe herunter kam.
Diesmal schaffte es zumindest Ferdinando, ebenfalls früh aufzustehen.
Während ich Postkarten schrieb duschte er sein Pferd ab. Als ich anfing,
einen Obstsalat für das Frühstück vorzubereiten, kam er
in die Küche. Wir unterhielten uns ziemlich angeregt, schließlich
setzten wir uns im Esszimmer, um weiter zu quatschen. Erst als Luca und
Elena aus den Betten fielen brachen wir das Gespräch ab - ich würde
bestimmt noch ein paar Tage auf der Ranch bleiben, dann würden wir
es fortführen.
Ferdinando musste zur Bank
und Luca und Elena fragten mich, ob ich mit ihnen Ausreiten würde.
Ich wollte die beiden lieber alleine lassen und bechloß, nach Gilette
zu fahren. Aber erst mal wartete ich darauf, dass Ferdinando losfuhr, damit
das Telefon endlich frei war, das den Italienern an den Ohren zu kleben
schien.
Ich rief Zuhause und bei
Carrol an, die mich zu einem einwöchigen Familientreffen in Colorado
um den 4. Juli (Unabhängigkeitstag) herum einlud. Es hörte sich
gut an und ich wollte sowieso zum Rafting nach Utah oder Colorado - vielleicht
würde ich also mal vorbeischauen.
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Gegen
halb zwölf startete ich nach Gilette. Es war weiter, als ich vermutet
hatte, ich brauchte fast anderthalb Stunden für die ca. 110 Kilometer.
Aber es war der nächste größere Ort, in dem man einige
Supermärkte und eine Touristeninformation hatte. Letztere hatte Mittagspause
als ich ankam, also ging ich erst mal ausgiebig shoppen. Kaffee, Obst und
ein paar Sommerklamotten - ich hatte nicht damit gerechenet, dass es in
Wyoming schon so warm sein würde.
Dann fuhr ich zu der Touristeninformation
und ließ mir alles geben, was mit Ranchurlauben in dieser Gegend
zu tun hatte, da ich plante, mir einige der Ranches anzusehen. Ausserdem
ließ ich ein paar Prospekte von der Lake Ranch dort. Bisher hatten
sie kaum Amerikaner gebucht, da sie Angst davor hatten, dass die bei Unfällen
dirket mit Schadenersatzklagen kommen würden, was sehr populär
in den USA war.
Aber der Dollar stand zur
Zeit so hoch, dass es immer schwieriger wurde, Europäer zu buchen
- sollten sie es doch ruhig mal mit Amis versuchen, wenn sie Gästemangel
hatten.
Auf der Rückfahrt begann
sich der Himmel zu zu ziehen; als ich auf der Lake Ranch ankam regnete
es sogar ein paar Tropfen.
Besuch war da, ein Bekannter
von Ferdinando, dessen Frau und eine Freundin rundeten unsere deutsch-italienische
Truppe schweizerisch-niederländisch ab.
Wir brachen alle zusammen
zu einem Ausritt auf, einmal um die kleinen Berge vor der Ranch herum mit
einigen wunderschönen Aussichten.
Leider schien die Sonne
nur stellenweis durch eine dichte Wolkendecke.
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Auf der
Weide eines Nachbarn sahen wir sogar eine Büffelherde. Die mächtigen
Tiere rannten verschreckt los, als sie uns kommen sahen, und blieben dann
in sicherer Entfernung stehen.
Ich erinnerte mich daran,
dass ich im vergangenen Sommer einige Male extra hier her geritten war,
um diese Büffelherde zu sehen, aber sie hatte sich nie blicken lassen,
so dass ich es schließlich für ein Gerücht gehalten hatte,
dass der Nachbar Büffel halten würde.

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Wir ritten
bis in die Dämmerung hinein. Ich saß auf einer kleinen Fuchsstute,
die ein befreundeter Rancher vorbei gebracht hatte, damit ein Hengst von
Ferdinando die Stute deckte. Die anderen Pferde auf dem Ausritt waren vier
Wallache, von denen zwei erst vor drei Wochen kastriert worden waren, und
zwei Hengste. Die kleine Stute war hochrossig und alle Nase lang hörte
ich hinter mir ein Pferd erregt wiehern, woraufhin ich meine Stute sofort
zur Eile antrieb - ich hatte keine Lust, einen der (Ex-)Hengste auf meinem
Rücken zu haben.
Abgesehen von entsprechender
Nervosität der Stute war sie ein tolles Pferd mit Gängen weich
wie Butter.

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Nach einem
Abendessen mit Salat und Grillwürstchen verabschiedeten sich Ferdinandos
Bekannte, sie mussten zurück nach Rapid City. Der Schweizer machte
Touren zu Dakota-Indianern in den Black Hills, angeblich dort hin, wo "man"
sonst nicht hinkommt. Ich gab ihm meine Adresse, damit er mir seinen Prospekt
zuschicken könnte - vielleicht würde Günter sowas interessieren,
schließlich hatte er etwas ähnliches schon in South Dakota gemacht.
Der Schweizer war mit einer
Niederländerin verheiratet, sie hatten sich auf einem Green-Peace-Schiff
kennengelernt. Geheiratet hatten sie nicht in Europa, sondern in South
Dakota mit einer Indianer-Zeremonie. Nur aus formalen Gründen hatten
sie sich dann noch standesamtlich in den Niederlanden trauen lassen.
Das Gespräch kam unweigerlich
auf die Aufenthaltsgenehmigungen der beiden. Er hatte ein Business-Visa,
dass bis zu vier Jahre lang galt. Dafür musste er mindestens
fünf oder sechs Arbeitnehmer permanent beschäftigen. Sie war
Medizinerin und zählte damit zu den gesuchten Berufssparten in den
USA, weswegen sie problemlos eine Arbeit fand und ein Arbeitsvisum für
drei Jahre bekam. Nach diesen drei Jahren konnte sie sich einfach einbürgern
lassen (wegen ihres gesuchten Berufes). Dann würde auch ihr Mann eine
Green Card bekommen.
Es war interessant, sich
mit diesen total anderen Menschen zu unterhalten (Green Peace - datt sinn
doch allet Spinner ... ;-)) ), aber an diesem Abend fiel mal wieder ganz
extrem auf, dass die Italiener in Sachen Sprachtoleranz die absoluten Bauern
waren. Der Schweizer sprach auch italienisch, darum unterhielten sie sich
mit ihm nicht auf Englsich, was die beiden Niederländerinnen und mich
automatisch aus dem Gespräch ausschloß. Das war wirklich überflüssig,
da alle in der Runde Englisch sprechen konnten. |
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