11.06.2000,
Lake Ranch, Wyoming - Rodeo in Hulett
 |
Ferdinando
war nicht aus Rapid City zurückgekommen, wahrscheinlich hatte der
Flieger, der den Bekannten bringen sollte, Verspätung gehabt, weswegen
sie in der Stadt blieben (man brauchte zwei Stunden zurück zur Ranch).
Ich ließ Elena wieder
alleine mit Luca ausreiten und verbrachte den Vormittag mit Kaffee trinken
und hier und da etwas Housekeeping - soll heissen, ich gammelte herum und
genoß die Ruhe auf der Ranch. Nebenbei plante ich meine "Ranch-Besuch-Route",
es gab eine Menge Guest-Ranches im Umkreis von 150 Meilen, die ich mir
gerne ansehen wollte.
Gegen eins
kamen Luca und Elena erschöpft zurück, einige der Reitpferde
waren nachts abgehauen, und sie hatten versucht, wie wieder einzufangen.
Inzwischen hatte auch ein
Amerikaner aus Denver angerufen - er hätte einen Italiener aufgegabelt,
der kein Englisch spräche und in Denver über Nacht hängen
geblieben war, da sein Flieger gecancelt worden war. Er hätte eine
harte Zeit gehabt ...
Nun denn, der Ami teilte
mir mit, dass der Italiener gegen drei in Rapid City eintreffen würde.
Ferdinando war noch nicht zurück, wahrscheinlich wartete er immer
noch am Flughafen. |
 |
Ich fuhr
mit Elena und Luca in meinem Pickup zu dem Rodeo in Hulett. Der Himmel
bot ein faszinierend kontrastreiches Schauspiel: nach Osten hin Gewitterwolken,
nach Westen strahlend blauer Himmel.
Das Rodeogelände lag
gleich am Ortseingang, über einen Kiesweg gelangten wir zu den Parkplätzen.
Es war das dörflichste
Rodeo, das ich bisher gesehen hatte, es gab nich nicht einal eine Zuschauertribüne.
Die beser Informierten Besuche hatten sich Stühle oder zumindest Decken
mitgebracht, wir mussten uns für fünf Dollar Eintritt in das
staubige Gras setzen.
Dafür waren die Wettbewerber
wirklich gut, beim Barrelracing erreichten die Frauen Zeiten um die 18
Sekunden, in Wickenburg waren 19,5 Sekunden Rekord gewesen.
Neben einigen netten Donnern
und Blitzen und etwas Regen bekamen wir Bucking Horses, Bucking Bulls,
Team Roping, Breakaway Roping und Steer Wrestling geboten.
Beim Steer Wrestling versuchten
zwei Reiter vom Start weg einen Steer (das ist im Prinzip ein Ochse, aber
wie hört sich "Ochsen-Wrestling" an?) zwischen sich zu bringen. Der
rechte Reiter sprang dann von seinem galoppiernden Pferd auf den Steer
und langte dabei mit dem rechten Arm um dessen rechtes Horn, während
er mit der linken Hand das andere Horn packte und versuchte, das Tier umzuwerfen.
Gewertet wurde die Zeit nur, wenn der Steer alle vier Beine in der Luft
hatte. |
 |
Neben den
üblichen Rodeo-Disziplinen ließ man sich noch kleine Erheiterungen
für das Publikum einfallen. Ausser der wirklich bemerkenswerten Familie,
die ununterbrochen essend vor uns saß, wurde eine Art Ribbon-Catching
für Kinder gestartet. Alle Pänz aus den Zuschauerreihen wurden
in die Arena gebeten. Dort war ein Grüppchen Kälber versamelt,
die an ihren Schwänzen Plastikbändchen gebunden hatten. Die ersten
fünf Kinder, die ein solches Bändchen erwischten, bekamen einen
Preis.
Es war zum schießen,
als beim Startschuß fünfzig Kinder auf die überraschten
Kälber losschossen und versuchten, so ein Bändchen zu erwischen!
|
Als wir
gegen sechs zur Ranch zurück kamen, war Ferdinando noch nicht zurück
- Pech für ihn, dann aßen wir eben unsere T-Bone-Steaks alleine.
Luca stand vor der Küche
an dem Gasgrill, als sich ein Waschbär (glaube ich, sie nannten es
"Raccoon") dreist nur drei Meter entfernt vom Grill hinsetzte.
Elena und Luca fütterten
seit Tagen jeden Abend eine Katze mit Fleischresten. Dachten sie. Glücklicher
und ziemlich fetter Waschbär ...
Kurz nach dem Essen trafen
Ferdinando und sein Bekannter, Roberto, ein. Hunger hatten sie keinen mehr,
sie waren bei einem Mexikaner Essen gewesen und Ferdinando hatte sogar
ein T-Shirt mit der Aufschrift "Nacho Macho - I can't believe that I ate
all this!" gewonnen, weil er sich ein Familien-Nacho alleine reingehauen
hatte.
Roberto war ein netter Kerl,
aber für mich absolut keine Errungenschaft. Er sprach kaum ein Wort
Englisch, und obwohl sich Ferdinando, Luca und Elena inzwischen vermehrt
bemühten, mich in ihr Gespräch mit einzubeziehen, indem sie ab
und zu englisch sprachen, war "italian spoken" jetzt gar nicht mehr vermeidbar. |
|