13. - 15.06.2000, Lake Ranch, Wyoming - Stormy weather
 
Dienstag - First rainy day

Regen. Es gab keinen Grund, früh aufzustehen; normalerweise genoß ich die morgendliche Ruhe auf der Terasse vor dem Gästehaus, aber so drehte ich mich noch mal im Bett herum und schlief bis acht Uhr.     

Während Luca und Roberto den Ranch-Van reparierten, da Bremsflüsigkeit auslief, und Ferdinando seine beiden jungen Hengste trainierte, stand ich im Weg herum und beschäftigte mich schließlich in der Küche, wo ich Omlettes mit Bratkartoffeln für das Mittagessen vorbereitete.

Ferdinando auf seinem FuchshengstAuf den Ausritt, den Elena und Roberto machten, verzichtete ich - ich war absolut kein Regenwetterreiter.
Monte kam kurz vorbei, sprach mit Ferdinando und begrüßte mich dann. Warum ich nicht zurück nach Kara Creek gekommen sei?
"Too much family ...", meinte ich.
Ich versprach, ein andernmal vorbei zu schauen, wenn das Wetter besser sei. Er lud mich ein, auch mal nach Sundance zum Cowcamp zu kommen. Nichts lieber als das, ich hatte schon viel über die angeblich tolle Landschaft dort gehört! Aber Monte neigte dazu, sich nicht wieder zu melden, also sagte ich zum Abschied:
"Don't forget me!"
"How could anyone forget you?" meinte er lachend.

Nachmittags fuhren Ferdinando und Luca nach Belle Fourche, Elena und Roberto verschönerten das Gästehaus mit allerlei Westernassecoires und ich machte mich schließlich auf, um in Hulett einkaufen zu gehen. 
Ich kaufte Briefmarken auf dem Postamt, wo der Beamte mir seine halbe Lebensgeschichte erzählte, holte überteuerte Lebensmittel im einzigen Laden von Hulett und fuhr dann in der Gegend herum, weil ich Elena versprochen hatte, ihr schöne Postkarten mitzubringen, aber ich fand rings herum ausschließlich Postkarten von Devils Tower (von vorne, von hinten, von rechts, von links, bei Nacht (komplett schwarz), im Nebel (komplett grau), bei Sonnenaufgang, bei Sonnenuntergang, ...).

Nachdem ich schon das Mittagessen alleine gemacht hatte, schien Elena sich auch für das Abendessen nicht mehr in der Küche blicken zu lassen. Hm - ich wollte sie ja eigentlich nicht aus der Küche verdrängen, aber es gab eh nur die Nudeln vom Vortag mit Käse überbacken aufgewärmt.

Wir spielten Abends noch fleissig Billiard. Ich fürchte, ich muss wirklich noch sehr viel üben für dieses Spiel ...


Mittwoch - Busy day.

Nach früh morgendlichem Sonnenschein zog es sich vormittags wieder zu. Ferdinando und Roberto waren nach Sheridan gefahren und somit den ganzen Tag unterwegs, so dass Luca, Elena und ich die Ranch für uns alleine hatten.
Luca, Elena, Roberto und FerdinandoLuca und Elena

Ich begann das Cabin, eine Art Gartenhäuschen mit Bad für zwei Gäste, aufzuräumen. Es sah schlimm aus, da die Wasserleitungen im Winter zugefroren waren und nicht funktionierten, hatte eine der Helferinnen aus der Küche darin gewohnt und einen absoluten Saustall hinterlassen. Inzwischen war alles repariert, also begann ich mit einer großen Mülltüte bewaffnet auszumisten.
Zum Glück wurde ich dabei unterbrochen, Luca wollte zwei Pferde suchen, die sich auf der Lake Ranch herumtrieben, aber zum Nachbarn gehörten.

Die Pferde fanden wir zwar nicht, aber dafür wunderbare Landschaften, in denen es überall leuchtend gelb blühte.
Die Farbenpracht verdankten wir zwei verschiedenen Pflanzen. Während die eine süßlich schmeckte und von den Rindern gefressen wurde, war die andere den Ranchern in dieser Gegend Wyomings ein Greuel. Die aus England importierte Gartenblume vermehrte sich ungehemmt, da weder Pferde, Rinder noch Wildtiere sie abfraßen. Sie erstickte das Gras und wucherte die Rinderweiden zu. Selbst mir fiel auf, dass dieses Jahr mindestens doppelt so große Flächen von dieser Blume bewachsen waren als bei meinem ersten Besuch im Sommer 1999.
Die Rancher versuchten, der Blüteninvasion mit einem natürlichen Mittel entgegenzutreten: sie importierten Marienkäfer aus Europa, die die Pflanzen angeblich genügend schädigten, um sie in Schach zu halten. Überall sah man die kleinen schwarzgepunkteten roten Käfer herumfliegen, die ich als Kind Zuhause mit Vorliebe gefangen hatte.

Zum Lunch hatte ich keine Arbeit, die beiden Vollblutitaliener machten Pizza ...
Danach war Siesta angesagt. Das Telefon klingelte - eine Rebecca verlangte in gebrochenem Englisch nach Luca. Der fragte erstaunt: "Who is Rebecca???", als ich ihm das Mobiltelefon brachte.
Nun denn - ich konnte zwar kein Italienisch, aber ein paar Wörter verstand ich schon, und Rebecca war höchstwahrscheinlich ein Gast auf der Lake Ranch gewesen, der von Luca mit "Ciao cara!" begrüßt wurde, als er endlich raffte, wenn er da an der Strippe hatte. Sie fragte offensichtlich, wer alles auf der Ranch sei. Während Ferdinando, Roberto und ich ("Heike, una tedesca") namentlich genannt wurden, wurde die arme Elena zu "una Raggaza" degradiert ...

Ich hielt den armen Kerl auf Trab, im Cabin gab es eine Überschwemmung, also ließ ich ihn den Warmwasserbereiter reparieren, danach ölte ich Sättel ein und gab ihm kaputte Teile, die er mir neu zusammenschraubte. Deutscher Fleiß überrollte den italienischen Müßiggang ;-)
Als Ferdinando und Roberto spät zurück kamen hatten Elena, Luca und ich hatten schon die letzten T-Bone-Steaks gegessen (geschafft!).


Donnerstag - Belle Fourche und Rapid City, South Dakota

Es regnete, also drehte ich mich noch mal im Bett um und schlief bis acht Uhr. 
Ferdinando und Luca fuhren nach Belle Furche, um einen Rasenmäher aus der Reparatur zu holen (wofür hatten die egentlich die Pferde?), während Elena und Roberto wieder innenarchitektonische Maßnahmen am Gästehaus vornahmen. Ich trödelte herum, gab hier und da meinen Senf dazu und brach dann auch nach Belle Fourche auf, wo jeden Donnerstag die Rinderauktion stattfand.
Auf dem Weg von der Ranch zur Hauptstraße traf ich ein paar besonders dreiste Kälber, die zu dusselig waren, meinem Pickup den Weg frei zu machen.

Belle Fourche erreichte ich nach etwas über einer Stunde Fahrt - weite Wege in Wyoming!
Dort ging ich etwas orientierungslos ins Hauptgebäude der Auktion und stolperte dabei beinah über Max, den Ex-Cowboy von der Lake Ranch. Seit er nicht mehr für Monte arbeitete war er Branding-Inspektor (watt auch immer datt is) und bei den Auktionen immer dabei. 
Wir hielten ein paar Minuten schwätzchen, dann sah ich mir die Auktion an, die hier professioneller durchgeführt wurde als in Prescott. Ansonsten das gleiche: Rinder, die durchgetrieben wurden, ein Auktionator, der sein Gebet aufsagte und einige Händler, die verstohlen mit einem Finger zuckten oder leicht den Kopf nickten, um das Gebot zu erhöhen.
Ich sah mich noch etwas draussen um, wo die Rinder in bestimmte Korrals sortiert wurden, damit die Händler nachher alle ihre Einkäufe beisammen hatten.

Nach einer Stunde fuhr ich weiter nach Rapid City, ich hatte Ferdinando versprochen, zwei Gäste am Flughafen abzuholen. Ich brauchte länger, als ich geplant hatte, zum EInkaufen blieb leider keine Zeit mehr. Gegen vier erreichte ich den schlecht ausgeschilderten Flughafen und sah mich unter den ankommenden Passagieren nach einem italienischen Pärchen um. Erfolglos. Fast eine Stunde nach Ankunft des Fliegers stieß ich per Zufall auf eine Engländerin - die eine Hälfte des "italienischen Pärchens". Ihr Mann war Italiener, wir gabelten ihn am Ausgang auf und gingen gemeinsam zu meinem Pickup. Dort lud ich das Gepäck und die beiden knapp-fünfziger in meinen dreckigen Truck und rumpelte gen Ranch.

Ich fuhr durch Rapid City und verpasste dort die Auffahrt auf die Interstate, weswegen wir die nächsten fünfzig Meilen durch die wunderschönen Black Hills fuhren. Erika schien es sichtlich zu genießen, Paulo hingegen verbrachte die fast anderthalb Stunden damit, in drei verschiedenen Straßenkarten zu versuchen, meinen Weg zu verfolgen - voller Panik, ich würde ihn vielleicht nach Alaska oder so bringen ...
Wir kamen gegen acht an der Ranch an, wo die Italiener das Abendessen vorbereitet hatten - Pasta, was sonst ...

Abends mal wieder Billiard - ich gab schließlich auf, Elena, die erst vor zwei Tagen mit dem Spielen begonnen hatte, war jetzt schon besser als ich. Offensichtlich wirklich nicht mein Spiel.
Ferdinando, Luca und Roberto

Nachdem alle schlafen gegangen waren beschäftigte ich mit dem, was ich konnte - meinen Computer ärgern ...    

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Last Update: 07/2000 
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