30.06.2000, Lake Ranch - Topless und Bull riding
 

Strahlender Sonnenschein verabschiedete Franco und Ponny, die nach drei Tagen wie geplant wieder abreisten. 
Luca ritt mit Sylvia, Barbara, Roberto und Fiorenzia aus, während Fiorenzias Franco sich einen faulen Vormittag machte und ich auch etwas lustlos herumgammelte. Schließlich holte ich mir Reservation und sattelte ihn für einen gemütlichen Ausritt über die Buttes - meine Lieblingsrunde auf der Ranch, die ich bei dem super Wetter in aller Ruhe alleine genoss. Nachdem ich das Blickfeld der Ranch verlassen hatte, zog ich mir schamlos Hemd und T-Shirt aus - hier sah mich sowieso keiner, wenn ich "oben ohne" ritt - und etwas Farbe würde mir sicherlich gut tun. Kitschig ausgedrückt aber wirklich wahr: eine ganz sanfte Brise umstreichelte meine Haut - es war herrlich!
Kurz vor der Holzruine einer alten Hirten-Hütte gab es eine Tränke, die aus einem riesigen Reifen gebaut war und von einem tröpfelnden Rohr aus einer Quelle gespeist wurde. Da zur Zeit keine Rinder auf der Weide grasten, war die Tränke mit einer fünfzehn Zentimeter dicken Algenschicht bedeckt. Reservation zeigte trotzdem Interesse an dem nicht sichtbaren Wasser, also stieg ich ab, hielt den Atem an vor Ekel und tauchte meinen Arm in die glibberige, grüne Masse, um so viele Fadenalgen heraus zu ziehen, dass ein Wasserloch entstand. Voller Stolz über meinen selbstlosen Einsatz präsentierte ich Reservation dann das Wasserloch - der sich gelangweilt abwandte.
An der alten Ruine machte ich eine kleine Rast und versuchte ein tolles Foto von Reservation mit zwei krüppeligen Bäumen und der weiten, teilweise bewaldeten Hügellandschaft im Hintergrund zu machen, aber der klapprige Paint war ein völlig ungeeignetes Fotomodell.

Auf dem Rückweg kamen wir durch eine Rinderherde vom Nachbarn durch. Ich wollte mir langsam meinen Weg durch die trägen Kühe bahnen, wie sich das gehörte. Aber die dummen Viecher schienen irgendwas falsch zu verstehen. Erst liefen sie die ganze Zeit vor mir her, anstatt einfach stehen zu bleiben, und dann, nachdem ich sie im weiten Bogen umrundet hatte, begannen mir zu folgen. Und so taperte ich, verfolgt von hundert Kühen, etwas peinlich berührt durch das Pasture. Schließlich gehörte es nicht zum guten Ton, Nachbars Kühe aufzumischen.
Hinter einer kleinen Hügelkuppe galoppierte ich Reservation an und hängte die Herde endlich ab, die mir langsam unheimlich wurde.

Das letzte Stück zur Ranch führte auf relativ hohen, aber nur mit Gras bewachsenen Hügeln links von der Straße zur Ranch entlang, nach Westen hatte man eine meilenweite Aussicht.  Weit entfernt sah ich eine Staubwolke, die höchstwahrscheinlich von einem Fahrzeug aufgewirbelt wurde. Es war zwar wirklich weit weg, aber in Amerika sind Entfernungen ja sehr relativ, deshalb zog ich mir sicherheitshalber mein T-Shirt wieder an. Ich hatte wahrscheinlich sowieso schon einen Sonnenbrand auf diversen, nicht an die Sonne gewöhnten Körperteilen.
Zehn Minuten später sah ich das Fahrzeug: es war Montes Pickup mit einem Trailer dran. Ich erreichte gerade die Strasse, als er mit dem Wagen dort lang fuhr und bei mir anhielt. Er, Ty, Billy und ein Freund von Ty, Miky, stiegen aus und unterhielten sich mit mir über den Zaun hinweg.
"How are you doing?" fragte Monte mich.
"Great! You just missed me riding topless ..." ärgerte ich die Cowboys, die sofort diverse Witze darüber rissen.
"Do you already have a number burnt on your back?" fragte Ty mich frech. Ich brauchte einige Sekunden, um zu checken, was er meinte. An unserem gemeinsamen Tag im Cow Camp hatten wir über Luca gelästert, der gerne mit den weiblichen Gästen anbändelte und sie sozusagen mit Nummern brannte. Nun machten sich die Cowboys offensichtlich Sorgen, dass ich auch an den scharfen Konkurrenten verloren gegangen sein könnte. Lachend verneinte ich und machte den Cowboys wieder Hoffnungen auf erfolgreiche Jagd ...
Wir wechselten das Thema und unterhielten uns über mein Reitpferd, Reservation. Monte sah den Wallach kopfschüttelnd an und meinte, er sei erstaunt, dass dieses hässliche Pferd bei den Gästen so beliebt war. Mich wunderte das weniger, der dünne Paint war zwar etwas faul, obwohl erst vier Jahre alt, aber dafür sehr verlässlich und willig. Und seit er Hufeisen trug hatte er auch sein Grundtempo ein wenig erhöht, anscheinend hatten ihm vorher die Hufsohlen beim laufen geschmerzt.
"Did you have lunch at the Ranch?" fragte ich mit einem Blick auf die Uhr.
"Yeah!"
"Pasta?" frotzelte ich - es war schon ein stehender Gag bei den Amis, dass es auf der Lake Ranch häufig italienisches Essen gab.
"You're right!" lachten sie, "they love their pasta!"
"Yeah! They would even love their pasta if you would boil them in the toilet bowl!" gab ich noch einen drauf - ein Spruch, der unerwartete Heiterkeit auslöste und fortan von ihnen in jeder Saufrunde weiter erzählt wurde. 
 

(Deutsche Übersetzung der englischen Sätze)
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Wie geht es Dir? - Großartig! Ihr habt verpasst, wie ich oben-ohne geritten bin ...
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Hast Du schon eine Nummer auf Deinem Rücken eingebrannt?
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Habt ihr auf der Ranch zu Mittag gegessen? - Ja! - Nudeln? - Richtig, die lieben dort ihre Nudeln! - Ja, die würden ihre Nudeln sogar lieben, wenn man sie in der Kloschüssel kochen würde ...

Immer noch nach Luft schnappend vor Lachen stiegen die vier Kerle wieder in ihren Pickup und fuhren zur Kara Creek Ranch, während ich mit Reservation meinen Weg zur Lake Ranch fortsetzte.
Ich kam erst gegen sechzehn Uhr zurück zur Ranch, wo sich alle für eine Bullriding-Veranstaltung in Spearfish fertig machten. Ich war mir nicht sicher, ob ich dort hin mit kommen wollte, mein Bedarf an Rodeos war eigentlich gedeckt, außerdem erwartete ich einen Anruf von meiner amerikanischen Bank. Nancy schickte nämlich alle Briefe zurück und ich musste denen mitteilen, dass sie Robs Adresse nicht mehr benutzen sollten.
Ich fuhr dann doch mit, nach anderthalb Stunden Fahrt erreichten wir die weit stadtauswärts gelegene Ranch, auf der in einer riesigen Halle regelmäßig professionelle Bullridings stattfanden. 


Zwei Stunden lang sahen wir zu, wie sich junge Männer von buckelnden Bullen abwerfen ließen, dann fuhren wir weiter nach Belle Fourche. Dort aßen wir diesmal in einem Sportrestaurant zu Abend. Diese Art von Restaurant gab es recht häufig in den Staaten: auf dem Speisezettel standen Steaks und Hamburger und an den Wänden hingen Trophäen von Sportveranstaltungen und vor allem in jeder Ecke ein riesiger Fernseher, auf denen verschiedene Sportprogramme liefen.
Nach dem Essen gingen wir zum Tanzen ins Circle - es war der letzte Abend für Barbara und Sylvia.
Gegen halb drei kamen wir erst zurück zur Ranch. Weil Luca die beiden Mädels um fünf nach Rapid City bringen musste, ging ich gar nicht erst schlafen, es lohnte sich kaum.

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