03.07.2000, Lake Ranch - Ein Besuch vom Schmied und bei Devils Tower
 

Die Schweizer reisten morgens sehr früh ab. Um Lena tat es mir leid, wir hatten viel Spaß gehabt. Vielleicht würde sie in einer Woche noch einmal für ein paar Tage alleine kommen, kündigte sie vage an.
Auch Luca erschien ungewöhnlich früh in der Lodge, die Schweizer waren zwar schon weg, aber es war erst acht Uhr.
Das Faxgerät und die Neugierde hatten ihn geweckt, und dann der Ärger vollends aus dem Schlaf gerissen. Es war ein Fax aus Belgien, in dem eine Reiseagentur die Ankunft eines Gastes in Rapid City für den kommenden Abend ankündigte. Etwas kurzfristig, aber eigentlich war die Buchung schon im Mai erfolgt - nur, dass Luca davon nichts gewusst hatte, da die Buchung von Keith gemacht worden war, einem Cowboy, der schon seit Monaten nicht mehr auf der Ranch arbeitete.
Und so kam Luca in schönster Montagmorgen-Stimmung in die Küche, um sich bei mir auszuheulen.
Ich konnte mich auch nicht so recht freuen, denn nun kamen schon seit Wochen unerwartete Gäste an, und das, wo ich Luca doch bei unserer ersten Absprache ganz klar gesagt hatte: ich helfe mit ein paar Gästen - aber ich mache euch nicht das Zimmermädchen für den vollen Betrieb. Und nun sah ich langsam kein Ende mehr in der Gäste-Flut. Obwohl es eine feine Sache war, umsonst auf der Ranch zu wohnen, und das Kochen mir Spaß machte, sah ich trotzdem nicht ein, dass ich meine Amerikazeit, die ich mir wahrscheinlich nie wieder für so lange nehmen konnte, damit zu verbringen zu kochen, Betten zu machen und Klos zu putzen.

Vormittags war der Schmied da und beschlug zwei Pferde. Reservation brauchte dringend einen neuen Beschlag, und auch der blonde Paint benötigte dringend Eisen an den Vorderhufen. Lucas eigenes Pferd Amigo wehrte sich so heftig, dass der Schmied schon nach wenigen Minuten aufgab und meinte: "Das Pferd muss erst mal lernen, das Bein hoch zu halten." 
Amerika: er band ein dickes, weiches Seil um den Hals des kleinen Wallachs und band ein Vorderbein so hoch, dass Amigo auf drei Beinen stehen musste. So stellte er ihn zurück in den Paddock (natürlich nicht zu den anderen Pferden - wenigstens etwas).

Die Pferde werden auf amerikanischen Ranches fast immer kalt beschlagen, das heißt die Eisen werden nicht heiß geschmiedet und auf den Pferdehuf aufgebrannt, sondern im kalten Zustand mit einem Hammer zurecht geschlagen. 
Ich habe einmal einen deutschen Schmied gefragt, ob die viel aufwendigere Methode des Heiß-Beschlages Vorteile hätte, aber er konnte mir keine schlüssigen Argumente liefern, außer dass die Deutschen Kunden einfach den Heiß-Beschlag vorziehen.
Unser amerikanischer Schmied war etwas knapp an Zeit, deshalb kam er nicht mehr dazu, Amigo zu beschlagen, und auch dem Paint verpasste er nur an den Vorderhufen Eisen - was ich gar nicht so schlecht fand, denn das wäre doch viel billiger und mehr auch gar nicht notwendig, da die meisten Pferde nur die Vorderhufe zu stark abliefen. In Amerika war das aber ausgesprochen unüblich.

Zum Lunch belegte ich ein paar Pizzaböden mit Schinken, Käse, Salami und Tomatensoße und schob sie in den Ofen. Nach fünfzehn Minuten war das Essen fertig - ich wollte mich schliesslich nicht in der Küche überarbeiten. Das Essen mundete, danach saßen wir noch gemütlich herum, bevor wir (das waren außer mir noch Luca, Roberto, Franco und Fiorenzia) gemeinsam nach Hulett zum einkaufen fuhren.

Der Nachbar hatte ein weiteres unserer Cattle Guards mit Stacheldraht verschlossen - offensichtlich ging ihm die Hopserei unserer Rinder hin und zurück auf die Nerven. Zum Glück sahen wir es rechtzeitig, nachts hätte es leicht passieren können, dass wir in den unerwarteten Draht hinein fuhren. Man musste jetzt jedes mal ein Tor neben dem Cattle Guard auf und zu machen, um durch zu kommen, und das zwei mal auf der Strecke - sehr lästig.

Auf dem Weg nach Hulett sahen wir einige Büffel auf der Weide eines Nachbarn und hielten natürlich an, um sie zu fotografieren.

Von Hulett aus fuhren wir zum Devils Tower. Franco und Fiorenzia gingen wieder auf Souvenirjagd in den beiden Andenkenläden am KOA, dann wollte sie unbedingt zum Fuß des Devils Tower fahren, wofür sie sogar den Eintritt spendierten.
Wir machten also einen auf Touris und gesellten und zu den anderen Schaulustigen, die durch diese fest installierten Fernrohre, die man mit Quartern füttern musste, einige Verrückte beobachteten, die versuchten, den Devils Tower zu erklimmen. Der Vulkankern war ein Mekka für Free Climber, die zwischen den riesigen Riefen den Berg hoch krochen.

Nach diesem arbeitsreichen Tag buk ich nur ein Maisbrot und scheuchte Luca an den Grill, wo er Würstchen und Maiskolben garen sollte. Er musste mal lernen, dass ich nicht die Allround-Hilfskraft auf der Ranch war ;-)

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Last Update: 01/2001 
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