02.07.2000, Lake Ranch - Rodeo in Belle Fourche
 

Es war ein Langschläfermorgen, auch das Frühstück zog sich dahin und Luca bekam man gar nicht zu sehen. Schließlich raffte ich mich auf, um die Gäste zu unterhalten, und forderte die anderen zu einem Ausritt auf. In gebrochenem Italienisch versuchte ich Fiorenzia zu fragen, ob sie mitkommen wolle, aber sie antwortete mir nur mit einem Schwall Italienisch, den ich letztendlich als "Nein, aber heute Nachmittag möchte ich reiten" deutete. Also wies ich nur den Schweizern ihre Pferd zu und sattelte für mich selbst den Paint.
Lena, die etwas unsicher war, setzte ich auf Reservation, Andrea war eine gute Reiterin und bekam die Fuchsstute, die vor zwei Monaten ihr Fohlen verloren hatte, Patrick suchte sich Three Ear aus, den er am Vorabend schon geritten war.
Ich musste mein Reitpferd kurzfristig umdisponieren, weil mein Paint sehr fühlig ging - er brauchte dringend Hufeisen.
Bevor wir aufbrachen besprach ich noch mit Roberto den Menüplan: Er sollte Pizza zubereiten - mein Zugeständnis and die italienische Küche. "Und auf gar keinen Fall Nudeln!" fügte ich noch hinzu.
Andrea und Patrick vor einem ButteUnser Grüppchen ging dann auf meine Lieblingsrunde: um den See herum zwischen den Buttes durch, dort die unglaubliche Aussicht auf die dahinter liegende Hügellandschaft genießen, und weiter zu Nachbars Weide, wo man die Pferde in dem alten Wasserreservoir tränken konnte, in das ich vor einer Woche ein Wasserloch zwischen den Algen gemacht hatte. Es war fast wieder zugewachsen, also überwandt ich abermals meinen Ekel und zog die schleimigen Algen mit bloßen Händen aus dem Wasser.
An der Ruine machten wir eine Rast, bewunderten nochmals die Aussicht und zogen dann weiter um die Buttes herum, wo man einen guten Blick auf den Devils Tower hatte.
Nach drei Stunden kamen wir zurück zur Ranch, wo schon der Lunch auf uns wartete. Nudeln, die mir Roberto und Luca voller Stolz präsentierten.

In Belle Fourche fand heute ein großes Rodeo satt, der erste Rodeotag zum traditionellen Independence Day Round up. Wir hatten alle geplant, es zu besuchen, aber Lena und Andrea wollten dann doch nicht mit, Lena würde lieber ausspannen und Andrea weigerte sich, weil sie Rodeos für Tierquälerei hielt. Ich hatte Verständnis dafür, und eigentlich fuhr ich auch nur mit, weil wir danach ins Circle zum Tanzen wollten, das Rodeo hätten wir uns für meinen Geschmack sparen können. Ich fragte mich nur kurz, ob wir zwei Gäste, die ja immerhin für einen Ranchurlaub zahlten, einfach unbeschäftigt und vor allem unbekocht auf der Ranch zurück lassen konnten, aber andererseits würden sie sich sicherlich sauwohl fühlen, da sie sich ja ungestört ausbreiten konnten und ihnen auch die Küche völlig offen stand. Luca hatte da mehr Skrupel und wir mussten ihm alle lange gut zureden, bis er kapierte, dass Schweizer nicht dieser ausgeprägte Herdentrieb miteinander verband, der bei den Italiener sehr ausgeprägt war. Für die Südländer war die Vorstellung, alleine zurück gelassen zu werden oder gar was alleine zu machen der reinste Alptraum -  das hatte ich schon bei meinem Urlaub auf der Ranch vor einem Jahr festgestellt.
Gegen fünf fuhren wir endlich los - Luca, Roberto, Franco, Fiorenzia, Patrick und meine Wenigkeit. 

Auf dem Weg nach Belle Fourche hielten wir in Aladdin, das stolz mit seiner Einwohnerzahl warb. Hulett konnte immerhin ein paar Hundert gemeldete Steuerzahler aufweisen, das nachfolgende Kaff Alva hatte 52 Seelen, wie das Ortseingangschild mitteilte. Aladdin kam auf gerade mal 15 Einwohner, die in vier oder fünf gammeligen Holzhäusern wohnten und einen Handelsstützpunkt betrieben, in dem man alles vom Kaffee bis zur amerikanischen Flagge kaufen konnte.

Franco, Fiorenza, Patrick und Roberto

Wir wühlten eine halbe Stunde lang in den Kuriositäten herum, die angeboten wurden, und fuhren dann weiter zum Rodeo.
Dort parken wir auf einer großen Wiese, bezahlten Eintritt und gingen durch Verkaufsbuden hindurch zu den Tribünen.
Das Rodeo lief ohne weitere erwähnenswerte Vorkommnisse ab, ich verweise dazu mal auf das Rodeo in Wickenburg, das ich am 06.02. - Wickenburg, Arizona - Rodeo (klick hier) sehr ausführlich dokumentiert hatte.

Auffallend war nur die Klasse der Teilnehmer - hier machten echte Profis mit, kaum einer der Bucking-Horse- und Bull-Reiter schaffte seine 8 Sekunden nicht; fast alle Teams fingen ihre Kälber oder warfen die Stiere beim Steerwrestling um; auch die Zeiten beim Barrel Race waren fantastisch.
Gestört wurde der Ablauf nur durch einen echten Wolkenbruch, der sich sehr schnell drohend zusammenbraute und dann zunächst mit heftigem Hagel entlud, der nach einigen Minuten in Regen überging. Die Zuschauertribünen waren zum Glück überdacht, so konnten wir trockenen Hauptes die Teilnehmer durch den strömenden Regen sprinten sehen.

Das Rodeo dauerte kaum drei Stunden, danach fuhren wir in den Ort, wo wir wieder im "Stadium", der Sportbar, Steaks und Hamburger aßen, bevor wir ins "Circle" gingen.
Es spielte eine hundsgemein schlechte Band. Die Live-Musik hatte im Circle nie durch gute Qualität überzeugt, aber an diesem Abend war das Geklimpere die reinste Zumutung. Monte war kurz mit seiner Frau da, später verliefen sich alle irgendwohin. Ich brachte Patrick den Two-Step bei, aber er war kein sehr dankbarer Tanzpartner. Alles in allem war dieser Abend eine eher langweilige Party, vor allem, als ich feststellen musste, dass man nach Mitternacht keine Mixgetränke mehr bekam, sondern nur noch Bier bestellen konnte.

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Last Update: 01/2001 
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