Es war
ein Langschläfermorgen, auch das Frühstück zog sich dahin
und Luca bekam man gar nicht zu sehen. Schließlich raffte ich mich
auf, um die Gäste zu unterhalten, und forderte die anderen zu einem
Ausritt auf. In gebrochenem Italienisch versuchte ich Fiorenzia zu fragen,
ob sie mitkommen wolle, aber sie antwortete mir nur mit einem Schwall Italienisch,
den ich letztendlich als "Nein, aber heute Nachmittag möchte ich reiten"
deutete. Also wies ich nur den Schweizern ihre Pferd zu und sattelte für
mich selbst den Paint.
Lena, die etwas unsicher
war, setzte ich auf Reservation, Andrea war eine gute Reiterin und bekam
die Fuchsstute, die vor zwei Monaten ihr Fohlen verloren hatte, Patrick
suchte sich Three Ear aus, den er am Vorabend schon geritten war.
Ich musste mein Reitpferd
kurzfristig umdisponieren, weil mein Paint sehr fühlig ging - er brauchte
dringend Hufeisen.
Bevor wir aufbrachen besprach
ich noch mit Roberto den Menüplan: Er sollte Pizza zubereiten - mein
Zugeständnis and die italienische Küche. "Und auf gar keinen
Fall Nudeln!" fügte ich noch hinzu.
Unser
Grüppchen ging dann auf meine Lieblingsrunde: um den See herum zwischen
den Buttes durch, dort die unglaubliche Aussicht auf die dahinter liegende
Hügellandschaft genießen, und weiter zu Nachbars Weide, wo man
die Pferde in dem alten Wasserreservoir tränken konnte, in das ich
vor einer Woche ein Wasserloch zwischen den Algen gemacht hatte. Es war
fast wieder zugewachsen, also überwandt ich abermals meinen Ekel und
zog die schleimigen Algen mit bloßen Händen aus dem Wasser.
An der Ruine machten wir
eine Rast, bewunderten nochmals die Aussicht und zogen dann weiter um die
Buttes herum, wo man einen guten Blick auf den Devils Tower hatte.
Nach drei Stunden kamen
wir zurück zur Ranch, wo schon der Lunch auf uns wartete. Nudeln,
die mir Roberto und Luca voller Stolz präsentierten.
In Belle
Fourche fand heute ein großes Rodeo satt, der erste Rodeotag zum
traditionellen Independence Day Round up. Wir hatten alle geplant, es zu
besuchen, aber Lena und Andrea wollten dann doch nicht mit, Lena würde
lieber ausspannen und Andrea weigerte sich, weil sie Rodeos für Tierquälerei
hielt. Ich hatte Verständnis dafür, und eigentlich fuhr ich auch
nur mit, weil wir danach ins Circle zum Tanzen wollten, das Rodeo hätten
wir uns für meinen Geschmack sparen können. Ich fragte mich nur
kurz, ob wir zwei Gäste, die ja immerhin für einen Ranchurlaub
zahlten, einfach unbeschäftigt und vor allem unbekocht auf der Ranch
zurück lassen konnten, aber andererseits würden sie sich sicherlich
sauwohl fühlen, da sie sich ja ungestört ausbreiten konnten und
ihnen auch die Küche völlig offen stand. Luca hatte da mehr Skrupel
und wir mussten ihm alle lange gut zureden, bis er kapierte, dass Schweizer
nicht dieser ausgeprägte Herdentrieb miteinander verband, der bei
den Italiener sehr ausgeprägt war. Für die Südländer
war die Vorstellung, alleine zurück gelassen zu werden oder gar was
alleine zu machen der reinste Alptraum - das hatte ich schon bei
meinem Urlaub auf der Ranch vor einem Jahr festgestellt.
Gegen fünf fuhren wir
endlich los - Luca, Roberto, Franco, Fiorenzia, Patrick und meine Wenigkeit.
Auf dem
Weg nach Belle Fourche hielten wir in Aladdin, das stolz mit seiner Einwohnerzahl
warb. Hulett konnte immerhin ein paar Hundert gemeldete Steuerzahler aufweisen,
das nachfolgende Kaff Alva hatte 52 Seelen, wie das Ortseingangschild mitteilte.
Aladdin kam auf gerade mal 15 Einwohner, die in vier oder fünf gammeligen
Holzhäusern wohnten und einen Handelsstützpunkt betrieben, in
dem man alles vom Kaffee bis zur amerikanischen Flagge kaufen konnte. |